Bewegung im Mercedes-Streit

Vorstand bietet Gehaltsverzicht an. Schrempp rechnet mit baldiger Einigung. Betriebsrat zu Zugeständnissen bereit. Proteste stoppen Produktion in Sindelfingen

STUTTGART/BERLIN dpa ■ Nach Protesten zehntausender Mitarbeiter kommt Bewegung in den schweren Personalkosten-Streit bei DaimlerChrysler. Der Vorstand um Konzernchef Jürgen Schrempp ist Medienberichten zufolge bereit, auf bis zu zehn Prozent des Gehalts zu verzichten. Schrempp sagte, er rechne mit einer baldigen Einigung. Am Samstag legten die Proteste erneut die Mercedes-Produktion in Sindelfingen lahm. Am Dienstag sollen weitere Aktionen folgen. Der Streit um eine mögliche Verlagerung von Jobs nach Bremen und Südafrika greift auch verstärkt in die Politik über.

Der Betriebsrat ist laut Medienberichten zu Zugeständnissen bereit. So könne es für die Beschäftigten in Kantine, Druckerei, Werksschutz und Putzkolonnen einen Ergänzungstarifvertrag geben, mit dem sie nicht mehr nach den hohen Tarifen der Metallindustrie entlohnt würden. Der Vorstand will bei der Produktion der C-Klasse von 2007 an 500 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Der Betriebsrat bot bisher Einsparungen von rund 200 Millionen Euro.

Im Werk Sindelfingen bei Stuttgart blieb am Samstagmorgen die komplette Frühschicht mit 12.000 Mitarbeitern zu Hause. Rund 1.000 Autos wurden dadurch nicht gebaut. Der Betriebsrat hatte Überstunden für die Mitarbeiter der Instandhaltung abgelehnt. Sie betreuen den Ablauf der Pkw-Produktion und warten die Maschinen. Deswegen können die Bänder ohne sie nicht laufen. Am Dienstag will nach Zeitungsinformationen die komplette Spätschicht in Sindelfingen die Arbeit ausfallen lassen. Auch im Motorenwerk in Stuttgart-Untertürkheim kam es am Samstag zu einem Produktionsstopp. Die Überstunden von 2.500 Mitarbeitern fielen aus.

Die Proteste der DaimlerChrysler-Beschäftigten riefen Politiker auf den Plan. SPD-Chef Franz Müntefering warf den Konzernchefs vor, die Arbeitnehmer knebeln zu wollen. Keinerlei Verständnis habe er in diesem Zusammenhang für die Millionengehälter der Spitzenmanagern. CDU-Chefin Angela Merkel sagte dagegen: „Wenn ein Unternehmen denselben Autotyp in Bremen billiger produzieren kann als in Sindelfingen, dann will es diese Kostenvorteile auch nutzen. Das ist doch normal.“

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