Aldi der Lüfte schafft den Rekord

Die irische Billiglinie Ryanair durchbricht die Schallmauer von zwei Millionen Passagieren im Monat. Sie lockt mit einer neuen Flugverbindung nach Italien und einem Supersonderangebot. Derweil fliegt die Lufthansa 2003 erneut in die Verlustzone

aus Frankfurt am Main KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Im Juli beförderte die irische Billigfluglinie Ryanair erstmals innerhalb eines Monats mehr als zwei Millionen Passagiere in Europa. Im Vergleich mit dem Juli des Vorjahres seien 40 Prozent mehr Passagiere mit Ryanair geflogen, vermeldete die Airline gestern stolz auf dem Hahn, dem Heimatflughafen der Iren in Deutschland. Caroline Baldwin, die Verkaufsleiterin von Ryanair für Europa, kündigte zur Feier des Tages gleich noch eine neue Flugverbindung an: vom Hahn nach Venedig, genauer gesagt: nach Treviso.

Weil die Airline so gut im Futter steht und mit weitem Abstand zur Konkurrenz längst Marktführer in der Wachstumsbranche „Discountfliegerei“ ist, macht Ryanair ein „sensationelles Sommersonderangebot“: 50.000 Freiflugkarten für den Trip in die Lagunenstadt (nur Netzbuchung unter wwwryanair.com); danach kostet der einfache Flug 19,99 Euro.

Im ersten Jahr rechnet Ryanair mit 100.000 Passagieren auf der Strecke. Auch deshalb ist Baldwin davon überzeugt, dass die Airline ihr „ehrgeiziges Ziel für 2003“ noch erreichen werde: 24 Millionen Passagiere.

In Konkurrenz zu den etablierten Airlines konnte Ryanair im Juli gleichfalls einen Erfolg vermelden: 92,67 Prozent ihrer Maschinen starteten und landeten pünktlich. Bei Lufthansa waren es nur 86,5 Prozent. Und bei Air France gar nur 72,4 Prozent, denn auf den Großflughäfen in Frankreich wurde häufig gestreikt. Ryanair fliegt aber nur kleine Airports an der Peripherie der Metropolen an, spart so Lande- und Startgebühren.

Bei Lufthansa dagegen stagnieren vor allem die Buchungszahlen, wenn auch auf höherem Niveau. Eine deutliche Verbesserung der Ertragslage sei für die letzten beiden Quartale des Jahres nicht zu erwarten, sagte Lufthansa-Vorstandsboss Wolfgang Mayrhuber gestern auf seiner Quartalspressekonferenz in Frankfurt. Für das Gesamtjahr rechnet die deutsche Airline mit einem „operativen Verlust“ von 354 Millionen Euro, trotz der gestern vorgelegten Zahlen aus dem zweiten Quartal. Da waren 65 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet worden. Allerdings nicht aufgrund gestiegener Passagierzahlen, sondern wegen der angesichts der Wirtschaftskrise klugen Kapazitätsanpassungen nach unten (weniger Flüge). Und weil die Airline drastisch sparte. Alle Airlines, so Mayrhuber weiter, litten noch immer an den Folgen des Irakkrieges und der Sars-Erkrankungen in Asien und Kanada.

Solche Sorgen treiben Ryanair nicht um. In der Krise wird verstärkt billig geflogen; und davon profitiert der Carrier. Allerdings ist Ryanair auf dem Hahn an Grenzen gestoßen. Für die Einrichtung der sicher lukrativen Verbindung nach Venedig musste eine bestehende Flugroute aus dem Programm gestrichen werden – die nach Bournemouth in England. Doch am Hahn wird weiter ausgebaut; und die Straßen- und Schienenverbindung sollen optimiert werden. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) denkt dabei auch an den Transrapid. Ryanair hätte sicher nichts dagegen. Die Airline glaubt an die Zukunft: Gegen den Trend hat sie mehr als 100 Flugzeuge geordert.