Standing Ovations für den DJ: St. Pauli tanzt DSL

DJ DSL aka Stefan Biedermann trotzt mit jedem DJ-Set erneut seinem Nachnamen. Sein Sound bewegt sich oft an der Schnittstelle von HipHop zu Elektronik, aber bleibt stets geerdet. Auch wenn DSL nicht zu den saubersten Technikern gehört, so baut er doch geschickt und mit viel Einfühlungsvermögen Spannungsbögen auf.

Der in Hamburg lebende Österreicher wurde bereits 1995 im Spex-Leserpoll zum DJ des Jahres ausgerufen. Dieses Phänomen wiederholte sich dann im Laufe der folgenden Jahre in manchen WG-Küchen – auch über Deutschlands und Österreichs Grenzen hinaus.

Und seine Performance beim Sound-Clash-Event am Wochenende im Millerntor-Stadion wird dazu beitragen, dass dies auch so bleibt. Die Sommerluft – ja, endlich Sommer! – war klebrig und schwül, und die Tanzgemeinde geradezu euphorisch. Gegen Mitternacht dem offiziellen Ende des „Sound Support St. Pauli“ – dachten weder DJ DSL noch seine Tanzgefolgschaft ans Aufhören.

Das dankbare Publikum feierte DJ DSL mit minutenlangem Applaus, ein für den Hamburger an sich und erst recht für Rap-Fans ungewöhnliches Verhalten. Vielleicht lag es daran, dass von der üblichen „Stock-im-Arsch“-Fraktion kaum jemand zu sehen war, für Wollmützen und Daunenjacken war es auch echt zu warm.

Die Versuche der Veranstalter, das Spektakel zu beenden, scheiterten zunächst. Während die anderen Dancefloors schon abgebaut wurden, wurde bei DJ DSL weiter um jedes Stück gekämpft. Am Schluss verwandelte sich der Dancefloor in eine Konzertarena, Standing Ovations und „Zugabe“-Rufe begleiteten DSL bis zum letzten Ton.

Es war ein bewegendes Ereignis. Bleibt zu hoffen, dass es nicht nur dem nie versiegenden Optimismus der St. Pauli-Fans oder einer unvermuteten Überdosis Sonne zuzuzuschreiben ist. Und dass es sich noch oft wiederholt.

Bianca Ludewig