Halbzeit für Zeitpolitik

„Zeitpolitiker“ Ulrich Mückenbergers jüngstes Projekt: Die Belebung des Areals um Uni und Technologiepark. Die Zukunft des Zeitbüros in Vegesack steht unterdessen in den Sternen

bremen taz ■ Eine zeitbewusste Stadt werden – mit diesem Ziel war Bremen 2002 zur „Stadt 2030“-Aktion des Bundesforschungsministeriums angetreten. Nachdem eine Million Mark Forschungsgeld vom Bund aufgebraucht waren, blieb eine „Leitvision“. Die enthielt die Skizze eines Projekts, das abends verwaiste Gebiet um Uni und Technologiepark zu einem ganztägig belebten Stadtteil zu machen.

Die Umsetzung dieses Vorhabens ist derzeit in der Mache von Bremens erstem Zeitpolitiker, dem Arbeits- und Sozialrechtler Ulrich Mückenberger. Im Rahmen eines von der EU bezahlten Forschungsvorhabens entwickeln Mückenberger und seine Kollegen von der „Hamburger Forschungsstelle für Zeitpolitik“ Konzepte für einen „Technologiestadtteil“. Das auf drei Jahre angelegte Projekt hat in diesem Monat Halbzeit.

Das Hauptaugenmerk der Zeitforscher liegt auf dem Zentralbereich des Uni-Campus. Sie erarbeiteten Ideen, wie Dienstleistungen der Uni besser auf die zeitlichen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt werden können. So änderte etwa die Mensa ihre Öffnungszeiten. Geplant ist auch eine elektronische Litfasssäule in der zentralen Glashalle, die Campus-Veranstaltungen bunt ankündigen soll.

Man wolle keine Angebote zu Zeiten machen, zu denen niemand kommt, sagt Uni-Rektor Wilfried Müller. Andererseits: „Die Campus-Mitte prägt den Eindruck bei Besuchern – dieser Platz muss ganztägig belebt sein.“ Noch wird an einer Erfassung gearbeitet, wann welcher Teil des Geländes genutzt wird.

Die Zukunft eines anderen Mückenberger-Kinds ist unterdessen unklar. Gisela Hülsbergen, verantwortlich für das „Zeitbüro“ im Ortsamt Vegesack, hört Ende des Jahres auf. Ortsamtsleiter Reiner Kammeyer befürchtet, dass das Projekt dann im Sand verläuft.

Das Zeitbüro war 1998 angetreten, Vegesack zu einem zeitbewussten Stadtteil zu machen. Die Bilanz nach sechs Jahren ist gemischt. Als Erfolg verbucht Hülsbergen zum Beispiel den Vegesacker „Bürgertag“: Donnerstags öffnen alle öffentlichen Dienstleister von 8 bis 18 Uhr.

Ob Bremen den Weg zur zeitbewussten Stadt jenseits zeitlich begrenzter Forschungsprojekte beschreiten wird, bleibt also fragwürdig. Hülsbergen könnte sich ein Zeitbüro für ganz Bremen vorstellen. Ulrich Mückenberger wenigstens stünde dafür mit seiner zeitpolitischen Expertise bestimmt zur Verfügung.

Axel Domeyer