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: Interessante Betrachtungen zu jahreszeitlichen Phänomenen: Obwohl Freibadbecken eckig sind, schwimmt mancher im Kreis

Kacheln oder Matsch – Was fetzt mehr?

Ein Thema, das in unserer beliebten Reihe „Interessante Betrachtungen zu jahreszeitlichen Phänomenen: Was es nicht alles zum Sommer zu sagen gibt!“ bislang noch keine Beachtung fand, ist die so genannte Freibadfrage.

Jedes Jahr taucht sie plötzlich auf und verschwindet dann wieder, ohne dass sie zufrieden stellend gelöst worden wäre. Das mag zum einen an dem allgemeinen Desinteresse liegen, mit dem der moderne Mensch seiner Umwelt begegnet, zum anderen aber auch an der Komplexität der Frage an sich. Denn entgegen der landläufigen Annahme fragt die Freibadfrage nicht, ob oder wann man ins Freibad gehen sollte; sie stellt vielmehr die weitaus schwerwiegendere Frage, ob Badeseen als natürliche Freibäder den künstlichen Freibädern vorzuziehen sind. Obwohl es dabei zunächst um individuelle Vorlieben geht (Kacheln oder Matsch – was fetzt mehr?), kann die Frage vom Banalen bis ins Grundsätzliche ragen (Natur oder Kultur – wie soll ich mich entscheiden?). Bleiben wir beim Banalen.

Um das Banale in seiner schillernden Vielfältigkeit besser erfassen zu können, empfiehlt sich zunächst eine Bestandsaufnahme all jener Aspekte, die sowohl einen Freibadbesuch als auch einen Nachmittag am Badesee ausmachen. Beginnen wir mit dem Freibad und ordnen unsere Beobachtungen zur besseren Übersicht in Für und Wider.

Für: Da es im Stadtraum zahlreiche Freibäder gibt, hat jeder ein Freibad in der Nähe. Da Freibadbecken nicht rund, sondern eckig sind, ermöglichen sie dem Schwimmer ein unproblematisches Durchqueren der Bahnen. Bademeister sorgen für Sicherheit, Ruhe und Ordnung. Dank zahlreicher sanitärer Anlagen braucht der Besucher nicht auf den gewohnten Komfort zu verzichten. Die angegliederten Liegewiesen sind gepflegt und werden regelmäßig gesäubert. Imbissstände halten stets ein ausreichendes und abwechslungsreiches Angebot an Speisen und Getränken bereit.

Wider: Obwohl Freibadbecken nicht rund, sondern eckig sind, wird dieser Sachverhalt leider nicht gebührend geschätzt, weshalb viele trotz allem im Kreis schwimmen. Obwohl Bademeister dazu angehalten sind, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, springen fehlgeleitete Kinder ständig arglosen Schwimmern auf den Kopf, was im Falle der Im-Kreis-Schwimmer dazu führt, dass sie ihre Kreise noch enger ziehen, was ein sportives Durchqueren der Bahnen trotz eckiger Becken praktisch unmöglich macht.

Weil das Schwimmen unmöglich ist, kann auch die gepflegte Liegewiese nicht mehr locken. Denn Liegewiesen ohne Bademöglichkeit bietet jeder Park. Da sich Freibäder daher als völlig sinnlos erweisen, könnte es sein, dass sich die Freibadfrage zugunsten der Badeseen entscheidet, doch prüfen wir nach.

Für: Badeseen befinden sich meist vor den Toren der Stadt, was zu einem längeren Anfahrtsweg führt, der sich zu einer so genannten Fahrt ins Blaue umdeuten lässt und dem ganzen Unterfangen einen Hauch von Urlaub verleiht. Badeseen verströmen den Hauch unberührter Natur. Badeseen haben keine Becken, weswegen fehlgeleitete Kinder nicht vom Beckenrad springen können.

Wider: Badeseen sind nicht eckig. Statt von Beckenrändern wird das Wasser von Matsch umsäumt. Weil fehlgeleitete Kinder in Ermangelung von Becken nicht vom Beckenrand springen können, finden sie andere Wege, zu nerven. Wenn das Wasser sauber ist, begegnet man beim Schwimmen Tieren. Wenn einem kein Tier begegnet, ist das Wasser nicht sauber. Da sich in diesem Sinne ein Unentschieden andeutet, schalten Sie in wenigen Wochen wieder ein, wenn es um Hallenbäder geht.

HARALD PETERS