Waffenexperte Kelly erhielt Rüge

David Kelly wurde wegen Kontakte zur Presse von Vorgesetzten ermahnt

LONDON ap ■ Der britische Waffenexperte David Kelly wurde vor seinem Selbstmord wegen seiner Kontakte zu Journalisten von Vorgesetzten im Verteidigungsministerium gerügt. Gegen ihn wurden jedoch keine Disziplinarmaßnahmen ausgesprochen, wie am Donnerstag in London im Untersuchungsausschuss zu seinem Tod bekannt wurde. Kelly gilt als die Hauptquelle eines BBC-Berichts, nach dem die britische Regierung in einem Geheimdienstdossier die Gefahr irakischer Waffen aufgebauscht habe, um einen Angriff auf Irak zu rechtfertigen.

Der Leiter der Personalabteilung, Richard Hatfield, habe Kelly zweimal, am 4. und 7. Juli, gerügt, erklärte Kellys Vorgesetzter Bryan Wells. Weitere Verstöße hätten Disziplinarmaßnahmen zur Folge, habe Hatfield angekündigt. Kelly habe jedoch mit seiner Ausbildung zur Waffeninspektion in Irak fortfahren dürfen, betonte Wells. Allerdings sei der Termin für seine Abreise nach Irak verschoben worden.

In einem Schreiben habe Kelly seinen Vorgesetzten gestanden, mit Andrew Gilligan, dem Autor des BBC-Berichts, gesprochen zu haben, sagte Wells. Er halte sich jedoch nicht für die Quelle des Berichts und stehe dem Irakkrieg positiv gegenüber, heißt es Wells zufolge in dem Schreiben.

Am 14. Juli beschuldigte Hatfield Kelly in einem Brief schwerer Dienstvergehen, wie James Dingemans, ein am Untersuchungsausschuss beteiligter Anwalt, erklärte. Von Disziplinarmaßnahmen sei jedoch erneut abgesehen worden.

Einen Tag später musste Kelly vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen, drei Tage danach wurde Kelly mit aufgeschnittenen Pulsadern tot aufgefunden.