Großer Unbekannter

Der Pianist Fredrik Ullén versucht sich im Rolf-Liebermann-Studio am Werk Kaikhosru Sorabjis

Als kaum spielbar gelten die teils mehrstündigen Stücke, die der 1988 96-jährig verstorbene britische Komponist und gelegentliche Musikkritiker Kaikhosru Shapurji Sorabji hinterließ. Was – neben der Tatsache, dass Sorabji Jahrzehnte lang die Aufführung seiner Werke untersagen ließ – dazu beitrug, dass sich das Schleswig-Holstein Musik Festival einem großen Unbekannten der musikalischen Moderne widmet, wenn Fredrik Ullén morgen in Hamburg ein Surabji-Programm für unbegleitetes Klavier spielt.

„Surabji ist eine einzigartige Figur“, so Ullén im Gespräch mit taz nord. „Seine Stücke sind ungemein kompliziert. Er ist zwar beeinflusst , etwa durch Alexander Skrjabin, aber er ist mit keinem anderen Komponisten direkt verbunden. Und er hatte keine Nachfolger.“ Seit gut zwei Jahren befasst sich Ullén, der sich unter anderem durch seine Ligeti-Einspielungen einen guten Namen gemacht hat, mit Surabjis „Transzendentalen Etüden“, nachdem er zuvor bereits einige andere von dessen Stücken wieder einer Öffentlichkeit zugeführt hatte. Aus dem insgesamt etwa fünfstündigen Zyklus destillierte Ullén eine rund dreistündige, „möglichst repräsentative“ Auswahl: „Ich möchte eine gute Kostprobe liefern.“

Auch wenn Ullén jüngst ein erstarkendes Interesse an Surabjis Kompositionen für Klavier oder auch Orgel festgestellt hat, leistet sein Abendprogramm, dass in dieser Form erstmals zum Vortrag kommt, durchaus Pionierarbeit – zumal der NDR, dessen neues werk Ko-Veranstalter ist, einen Mitschnitt anfertigen wird. ALEXANDER DIEHL

Sonntag, 19 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio des NDR, Oberstr. 120, Hamburg