Totschlag statt Sterbehilfe

Ein 62-jähriger Ingenieur, der seine schwer kranke Ehefrau mit Schlaftabletten vergiftet hat, ist gestern vom Berliner Landgericht wegen Totschlags zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Seiner Aussage nach wollte der Mann seine 59-jährige Frau von ihren Leiden erlösen. Anschließend hatte er versucht, sich das Leben zu nehmen. Richterin Gabriele Strobel sagte, er habe sich „selbstherrlich zum Herrn über Leben und Tod gemacht“, als er seiner Frau nach 38-jähriger Ehe die Tabletten einflößte. Die passionierte Tänzerin hatte im Januar 2002 einen Herzinfarkt und später einen Hirninfarkt erlitten. Monatelang hatte sich der Ingenieur um seine im Koma liegende Frau gekümmert. Zu Hause hatte er eine Pflegestation für sie eingerichtet. In seiner Aussage zu Prozessbeginn hatte der Ingenieur gesagt, er stehe zu der Tat. Aus seiner Sicht habe er Sterbehilfe geleistet. Richterin Strobel sah jedoch, „so bitter es ist“, einen klaren Fall von Totschlag. Die Frau sei kein sterbender Mensch gewesen. DPA