was macht eigentlich... … Gregor Gysi?

Zustände haben (5)

„Ich bin hin und weg. Heute Morgen vor dem Spiegel das Kanzler-ohne-Geschäftsbereich-Gesicht geübt. Staatsmännisch. Autoritär. Vertrauensvoll. Klappte großartig. Bis meine Frau kam und mich „mein kleines Kanzlerchen“ nannte. Blickte wortlos weg und schweige seither. Männerehre.

Dafür wächst der Erfolg meines Buchvorabdrucks „Was nun? Über Deutschlands Zustand und meinen eigenen“. Jüngstes Highlight: die Passage über die Arbeitsorganisation machtbewusster Entscheider: „Ich hatte vieles in Gang gesetzt [als Senator] und war ehrgeizig genug, dies nun auch Schritt für Schritt umsetzen zu wollen. Ich war zwar zeitlich etwas überfordert, aber nicht unzufrieden mit meinem Job und mit mir.“ Gregorianisches Zeitmanagement!

Wäre ich nur nicht so hin und weg! Als ich vor dem Spiegel den Kanzler machte, verspürte ich ein längst verschüttet geglaubtes Prickeln im Bauch. Hunger – dachte ich zuerst. Nach dem exquisiten Kanzlerbrunch aber ausgeschlossen. Es brummte und summte und kitzelte – und plötzlich wusste ich, was die Hormone geschlagen hatten. Das ewig Himmlische zog mich hinan. Wie damals, hoch über den Wolken, als mich ihre zarten Flügel gefangen nahmen. Gnadenlos verstrickt. Oh Freiflugaffäre! Wie sehne ich mich nach dir!

Muss sofort zurücktreten! Bloß nicht noch mal abstürzen! Was nun? Ich bin verwirrt. Muss sofort ran an ein neues Buch. Über die Vorteile der Deutschen Bahn und meine eigenen. Demnächst mehr.“ SL FOTO: AP