Ute Vogt kehrt nach Berlin zurück

Baden-Württembergs SPD-Chefin hat ihren Karriereknick überwunden. Ihre Partei nominiert sie für den Bundestag

BERLIN taz ■ Wenn eine erst der kleine Liebling war und dann das alte Essigtantchen, wird sie nie mehr heiß geliebt. Aber eine respektierte Tante kann sie schon noch werden, und genau darum hat Ute Vogt gekämpft. Mit Erfolg: Am Wochenende hat die baden-württembergische SPD sie in Singen zur Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl gewählt, mit 84,3 Prozent. Das ist, angesichts des Intrigenpotenzials in diesem Zweig der SPD-Familie, ziemlich ordentlich.

„Der Ute geht’s richtig gut“, sagt ein Parteifreund. Das konnte man lange Zeit nicht behaupten. Mit Mitte dreißig war sie Hoffnungsträgerin, unterlegene, aber gefeierte Spitzenkandidatin gegen Erwin Teufel und schließlich Staatssekretärin bei Otto Schily. Dann, bei der Landtagswahl 2006 stürzte sie ab und ging vom Bundes- in den Landtag, was sich als Fehler herausstellte. Für SPD-Leute in Baden-Württemberg gibt es drei mögliche Karriereebenen: die oft erfolgreiche Kommunalpolitik; die Bundespolitik mit ein paar Chancen. Und die Landespolitik, in der eifersüchtig die Pöstchen der Machtlosigkeit verwaltet werden. Dort war sie schnell verhasst, machte Fehler und trat 2007 als Fraktionschefin ab. Aber sie blieb Chefin des Landesverbandes. Als sich die Gelegenheit bot, zögerte sie nicht, dorthin zurückzukehren, wo es einst gut gelaufen war: nach Berlin. Die Landtagspolitiker halfen gern – sie wollten sie ja los sein.

Jetzt hat die 44-Jährige einen Wahlkreis in Stuttgart, kauft ein Haus im Stadtteil Botnang und wird ums Direktmandat gegen Grünen-Chef Cem Özdemir und einen jungen CDUler kämpfen. Aber mit Listenplatz eins ist ihr der Einzug in den Bundestag sicher. Zurück in der SPD-Fraktion, wird man sie kaum übergehen können. Sie ist Mitglied im Präsidium der Partei und mit dem Karrierekreis „Netzwerk“ eng geblieben. Ein Thema muss sie noch suchen. GEORG LÖWISCH