Südostasiens Ussama Bin Laden

Riduan Isamuddin alias Hambali soll in der Region die meisten Terroranschläge der letzten Jahre verantworten

Er gilt als einer der wenigen Nichtaraber im Führungszirkel des islamistischen Terrornetzwerkes al-Qaida von Ussama Bin Laden und zugleich als wichtigster militärischer Führer des südostasiatischen Terrornetzes Jemaah Islamiyah (Islamische Gemeinschaft). Diese Doppelfunktion hat den indonesischen Geistlichen Hambali, der mit bürgerlichem Namen Riduan Isamuddin heißt, zur meistgesuchten Person Südostasiens gemacht.

Hambali, dessen Alter mal mit 36 und mal mit 39 Jahren angegeben wird, wird in Indonesien, auf den Philippinen, in Singapur und Malaysia für fast alle großen Terroranschläge und Anschlagspläne der letzten Jahre verantwortlich gemacht. Hinter dem mutmaßlichen geistigen Führer von Jemaah Islamiyah, dem Geistlichen Abu Bakar Bashir, gilt der charismatische Hambali als deren Nummer zwei.

Erst am Donnerstag hatte Indonesiens Chefermittler Erwin Mappaseng Hambali als mutmaßlichen Drahtzieher des Anschlags vom 5. August auf das Marriott-Hotel in Jakarta benannt. Dabei starben nach neuesten Angaben zwölf Personen, 150 wurden verletzt. Hambali gilt auch als Kopf hinter den Anschlägen in Bali vom vergangenen Oktober. Damals starben 202 Menschen aus 21 Nationen, darunter zahlreiche westliche Urlauber.

Südostasiatische Ermittler machen Hambali dafür verantwortlich, dass Terroristen in der Region zunehmend so genannte „weiche Ziele“ wie in Bali oder Jakarta angreifen, die nur schwer zu schützen sind. Zuvor soll er in Singapur vergeblich Anschläge auf vier westliche Botschaften geplant haben. Zur Last gelegt werden ihm auch Attentate auf Kirchen in Jakarta zu Weihnachten 2000 mit 19 Todesopfern und ein Anschlag auf Manilas Hochbahn wenige Tage später mit 22 Toten. Auch soll er das Attentat auf den philippinischen Botschafter in Jakarta vom August 2000 angeordnet haben, um eine Offensive der philippinischen Armee gegen muslimische Separatisten zu rächen.

Hambali wurde im westjavanischen Dorf Sukamanah als eines von 13 Kindern eines Lehrers geboren. Als Jugendlicher ging er nach Malaysia, wo er in einer Islamschule den dorthin geflohenen Bashir kennen lernte. Hambali zog freiwillig in den Krieg gegen Afghanistans sowjetische Besatzer. Hier bekam er eine militärische Ausbildung und Kontakt zu Ussama Bin Laden. Später rekrutierte Hambali, der selbst an einer malaysischen Koranschule unterrichtete, dort sein eigenes Netzwerk, das er ähnlich wie al-Qaida organisierte.

1993 soll Hambali Kontakt zu Ramzi Yousef gehabt haben, der für den ersten Anschlag auf das New Yorker World Trade Center verurteilt wurde. Mitte der Neunzigerjahre soll Hambali dann die Entführung von rund zehn Flugzeugen mitgeplant haben, was aber entdeckt werden konnte. Und im Januar 2000 soll er ein Treffen in Malaysia organisiert haben, bei dem der Anschlag auf die „USS Cole“ geplant wurde und auch zwei der Selbstmordattentäter vom 11. September teilnahmen. Auch zum mutmaßlichen so genannten 20. Attentäter, Zacarias Moussaoui, soll er Kontakt gehabt haben.

Stimmen all die Vorwürfe, ist den USA mit seiner Festnahme in der Tat ein großer Schlag geglückt. Fraglich ist allerdings, ob al-Qaida und Jemaah Islamiyah wirklich so zentralistisch organisiert sind. SVEN HANSEN