der kommentar
: Ein Besuch ohne Folgen

Ein päpstlicher „Visitator“ soll den Pornoskandal im St. Pöltener Priesterseminar aufklären. Egal, was er herausfindet: Ändern wird sich nichts

Der österreichische Bischof Kurt Krenn ist mit der Ankunft des päpstlichen Visitators, Bischof Klaus Küng, praktisch entmachtet. Küng soll nun aufklären, was unter der Aufsicht Krenns im Priesterseminar zu St. Pölten in Österreich so vor sich gegangen ist: homosexuelle Beziehungen (gegen die nichts einzuwenden ist) sowie Betrachtung von Kinderpornografie.

Dieser Aufklärungsversuch geht an der Sache vorbei. Zwar wird die Mehrzahl der österreichischen Katholiken erleichtert aufatmen, wenn der erzkonservative Krenn endlich abgesetzt wird – aber an den Grundübeln der katholischen Morallehre wird dies nichts ändern. In der von ihr erzeugten Atmosphäre der Verklemmtheit wird es erst möglich, dass Homosexualität skandalisierbar bleibt. Und dass sich, weit schlimmer, Zeitgenossen mit gestörtem Triebleben hinter dicken Klostermauern ihrer Vorliebe für wehrlose, vergewaltigte Kinder widmen können.

Eine Untersuchung, welche die katholische Kirche tatsächlich voranbringen könnte, dürfte sich nicht auf St. Pölten beschränken, sondern müsste sich grundsätzlich mit den überkommenen Zwängen auseinander setzen, denen Priester ausgesetzt sind. Daran besteht kein Interesse. Köpfe werden rollen, weiter nichts. STEFAN KUZMANY