WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Am Donnerstag ist es wieder so weit, und 100° Berlin, das inzwischen sechste Wochenende des Freien Theaters, wird eröffnet. Der Qualität sind weder nach oben noch nach unten Grenzen gesetzt. Einziges Kriterium für die Teilnahme: maximal eine halbe Stunde Aufbau, dann eine halbe Stunde Spielzeit. So kommt dann auf allen bespielbaren Orten im HAU und der Sophiensæle ein sehr repräsentativer Querschnitt zusammen, was und woran in der Stadt gerade so gearbeitet wird. Immer um null Uhr ist der Autor und Musiker Thomas Meinecke dran, der als auswertender Mitternachtssprecher über das Geschehen des Tages berichten wird. In den Shuttles zu den Veranstaltungsorten gibt es Hörspiele des Popautors Jörg Albrecht und des Musikers Matthias Grübel, die zusammen das Duo phonofix bilden. Nicht versäumen sollte man auch David Martons Hannoveraner Inszenierung von „Lulu“, die am Wochenende in der Volksbühne gastiert. Marton hat Wedekinds Stück über die Kindfrau mit Alban Bergs Oper zu einem spannenden Musiktheaterabend verschmolzen. Im Ballhaus Naunynstraße wird noch einmal eine Produktion der Akademie der Autodidakten wieder aufgelegt: Hülya Duyar und Lukas Langhoffs „Klassentreffen – die zweite Generation“, ein Abend, der auf der Basis von Gesprächen von der Lebenswirklichkeit türkischstämmiger Deutscher jenseits aller Integrationsdebatten erzählt. Im Berliner Ensemble hat heute Abend dann „Dona Rosita bleibt ledig oder die Sprache der Blumen“ Premiere, ein Stück, das Frederico Garcia Lorca 1935 im Jahr vor seiner Ermordung durch die spanischen Faschisten schrieb. Diese Geschichte einer Frau, die in unerfüllter Liebe verblüht, ist auch eine Parabel für die handlungsohnmächtige, in aller Pracht in den Faschismus sinkende spanische Gesellschaft. Es inszeniert Thomas Langhoff.

„100° Berlin“: HAU, Sophiensæle, Do–So

„Lulu“: Volksbühne, Sa + So

„Klassentreffen“: Ballhaus Naunynstraße, ab Fr

„Don Rosita …: Berliner Ensemble, ab heute