Aale nicht mehr sauer

Elbfische zeigen sich vom Säuretanker-Unglück im Petroleumhafen nach drei Wochen gut erholt

Das Milieu entsprach zunächst genau dem, dem ein eingedoster Speise-Brathering ausgesetzt ist: Mit einem ph-Wert von 4,59 statt ortsüblicher 7,4 reagierte dass Wasser am Grund des Petroleumhafens zwei Tage nach der Havarie des Tankmotorschiffs Ena II am 28. Juni zunächst ziemlich sauer. Inzwischen, so haben die Mitarbeiter des Instituts für Hygiene und Umwelt nachgemessen, liegt die Wasserqualität wieder im neutralen Bereich.

Auch die Fische, die den Säureausfluss überlebt haben, weisen keine Schädigungen oder erhöhte Schadstoffkonzentrationen auf. Tot oder gesund: auf diesen knappen Nenner lässt sich die Untersuchung von in den vergangenen Tagen aus der Nähe der Unglücksstelle entnommenen Speisefischen bringen.

24 Aale und noch einmal genauso viel Brassen und Güstern haben die Tierpathologen und Schadstoffanalytiker des Instituts auf Schwermetall-, Schwefelsäure- und Aluminiumspuren hin untersucht. Das Ergebnis: kein Fisch zeigte Schädigungen, die auf den Säureeintrag zurückzuführen sind – die angereicherten Schadstoffe waren nur bei einem einzigen Fisch grenzwertig. Ein Aal wies ein Blumenkohlgeschwür am Unterkiefer auf, sein Körper war hoch cadmiumbelastet. Für die Fachleute Spätfolgen der hohen Schwermetallverunreinigung der Elbe aus der Zeit, in der die realsozialistische Industrie ihre Gifte noch ungeklärt in die Elbe spuckte.

Makel der Analyse: Aufgrund „schifffahrtspolizeilicher Anforderungen“ durften die Wissenschaftler nicht am Unglücksort, sondern nur in benachbarten Hafenbecken fischen. Im Petroleumhafen, wo der Säureaustritt Teile der Unterwasserflora wegätzte, hätten sie aber sowieso kaum Fischfrisch gefangen. Das Hafenbecken wird zwar inzwischen wieder von Fischen besiedelt, allerdings nur etwa von 5 Prozent der früher hier messbaren Population. Marco Carini