pressschlag
: Roy Makaay ist endgültig beim FC Bayern angekommen und erkennt, dass alles größer ist

Nur die Holländer stürmen nicht

Der Boulevard schreit ja so gern: „Nix rot-weiß, ab Samstag ist München orange und der Meister im Holland-Fieber“, orakelte die tz vor dem Makaay-Debüt. Hohen Besuch kündigte das Blatt an: Benno Grevers wolle kommen, der medial bislang eher mäßig bekannte niederländische Honorarkonsul. Oben drüber ließ der Sport-Chef schreiben: Vooruit, Roy, doe je best! Was so viel heißt wie: Los Roy, gib dein Bestes! Die AZ titelte dezenter: Hartelijk welkom, Roy Makaay. Herzlich willkommen! Die Kollegen von Bild prophezeiten „gut 10.000 Holländer, die nach München pilgern werden“. Der Sturm blieb aus.

Alle Schreiber haben vergessen, dass Holländer in dieser Jahreszeit auf deutschen Autobahnen leben – eine lieb gewonnene Angewohnheit, der sie nur im Sommer 88 kurzzeitig nicht nachgingen, als es um den Münchner Olympiaturm tatsächlich sehr orange zuging: EM, van Basten gegen Kohler. Reden wir nicht mehr drüber …

Ansonsten ist die niederländische Vergangenheit des FC Bayern überschaubar: Martin Jol (78/79), Jan Wouters (91–93) – keine bleibenden Eindrücke. Mit Roy Rudolphus Anton Makaay könnte das ähnlich werden. Sollte sich der Mann aus Wijchen nicht mindestens zu einem Torfabrikanten wie die Vorgänger Müller, Rummenigge oder Elber entwickeln, dürften nicht viele Geschichten von dem bekennenden Familienmenschen hängen bleiben. Er wird seine Tore machen, sich danach brav vor die Mikros stellen und in etwa so reden wie seine Kollegen Deisler, Linke, Jeremies: sterbenslangweilig.

In der Mixed Zone hat längst das große Gähnen begonnen: vorbei die Zeit der Zornesblitzblicke von Effenberg, der Grotesktiraden von Laber-Lothar, der Stammtisch-Späße von Basler. Die Ausbrüche des chronisch hochroten Uli Hoeneß werden auch seltener, Scholl ist meist verletzt, Kahn hat andere Dinge im Kopf, und dem lustigen Giovane ist die gute Laune erst mal vergangen. Dem FC Bayern gehen die Typen aus.

Seit ein paar Tagen erst ist Makaay beim FC Bayern. Seine erste Erkenntnis: „Es ist alles viel größer hier.“ Dabei hat er den Wahnsinn, der sich rund um den Klub abspielt, noch gar nicht mitbekommen. Er hätte vor dem Spiel nur mal von der U-Bahn zum Stadion hinaufspazieren müssen, mitten durch diese Erlebnislandschaft, die dem Oktoberfest nicht unähnlich ist: Riesenrad, Karusselle, Autoscooter, Essen, Trinken, Fuß- und Basketballspiele – der Overkill für Menschen, die einfach nur ein Fußballballspiel sehen wollen. So ist er eben, der FC Bayern. Vooruit, Roy, doe je best! THOMAS BECKER