Viva Nicaragua libre!

betr.: „Was warst du schön, Compañera!“, taz-Dossier vom 19. 7. 04

Muchas gracias! für das taz-Dossier zum 25. Jahrestag der Sandinistischen Revolution in Nicaragua und den Aufmacher auf Seite 1. Was 20 Jahre nach meinem ersten Aufenthalt davon geblieben ist, sind nach wie vor viele tolle Eindrücke von Nicaragua und seinen Menschen und von einem Traum, der unzerstörbar ist. Sätze wie „Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker“ bewegen mich bis heute noch dazu, grundsätzlich nur Nicaragua-(Öko)-Kaffee im ebenfalls vor 20 Jahren gegründeten FAIR Handelshaus Bayern e.G. zu kaufen und die verbliebenen Projekte zu unterstützen. Und nicht zuletzt habe ich damals auch das Projekt taz wegen der kompetenten Nicaragua/Lateinamerika-Berichterstattung in mein Herz geschlossen und die taz seit dieser Zeit abonniert. Vielen Dank an alle Korrespondenten vor Ort stellvertretend an Ralf Leonhard!

GÜNTER LIEBERTH, Königsberg

Durchaus gut fand ich das Dossier der taz anlässlich des 25. Jahrestages der Revolution in Nicaragua, die mit dem Sturz der Somoza-Diktatur trotz aller Schwierigkeiten (US-unterstützter Contra-Krieg mit ca. 70.000 Toten etc.) und Fehler (bei FSLN-Funktionären etc.) doch für die meisten Menschen Nicaraguas ein neues Zeitalter größerer Freiheit eröffnet hat. Allerdings hätte ich z. B. anstelle des Kurzporträts von Humberto Ortega, der gern als „Stratege des Volksaufstandes“ stilisiert wird (als bräuchte ein solcher Volksaufstand nicht dutzende oder gar hunderte KoordinatorInnen), ein Kurzporträt der Schriftstellerin Gioconda Belli besser gefunden.

Ihr auf Deutsch unter dem Titel „Bewohnte Frau“ erschienener Roman gehört m. E. zu den bemerkenswertesten künstlerischen „Verarbeitungen“ dieser Revolution und zugleich dabei auch etlicher anderer gesellschaftlicher und existenziell menschlicher Themen, z. B. Selbstfindung, Liebe, Gleichberechtigung (von Mann & Frau etc.), bis hin zu ! der – auch von G. Belli keineswegs unrealistisch überhöhten – Bereitschaft, für ein besseres, freieres und gerechteres Leben (das eigene wie auch das anderer Menschen) notfalls sogar zu sterben. Die Hauptpersonen sind eine junge Frau und ein junge Mann, die sich verlieben und schließlich gemeinsam an der Revolution beteiligen, sowie ein Baum (samt seiner Früchte), der das Geschehen nachdenklich beobachtet und dabei zugleich die historische Vergangenheit Nicaraguas (bis vor 1492) reflektiert. Am Ende des Romans dichtet dieser Baum einen Hymnus, der mit den Worten schließt: Niemand stirbt jemals, der liebt – Nadie alguien morirá que ama. Dem könnte noch der konkrete Wunsch hinzugefügt werden: Viva Nicaragua libre! BERNHARD WAGNER, Rostock