Ganz Indonesien in Alarmbereitschaft

Nach der Festnahme des mutmaßlichen Topterroristen Hambali befürchten Experten weitere Terroranschläge

BANGKOK taz ■ Die indonesische Polizei hat gestern die Verhaftung von zehn Verdächtigen bekannt gegeben. Sie stehen offenbar in Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf das Marriott-Hotel in Jakarta vor knapp zwei Wochen, bei dem 12 Menschen getötet und rund 150 verletzt wurden. Der nationale Polizeichef, General Da’i Bachtiar, sagte, die Festnahmen seien bei zwei Razzien erfolgt. Nach der Zeremonie anlässlich des gestrigen Nationalfeiertags hatte Bachtiar vor Journalisten nur noch hinzugefügt: „Die Ermittlungen laufen. Wir sind weiter auf der Jagd nach mehreren Personen.“ Präsidentin Megawati hatte in ihrer Rede betont, man werde den Kampf gegen den Terror weiterführen. Ganz Indonesien war gestern in Alarmbereitschaft.

Wegen des 58. Unabhängigkeitstags und nach der Festnahme des indonesischen Topterroristen Riduan Isamuddin alias Hambali befürchteten Experten erneute Anschläge militanter Islamisten. Australiens Premier Howard sagte, trotz Hambalis Verhaftung sei der Terror in Südostasien nicht beendet. US-Vizeaußenminister Richard Armitage erklärtete, dass auch die Anschlagsgefahr für den im Oktober in Bangkok stattfindenden Asien-Pazifik-Gipfel (Apec) nicht gebannt sei.

Hambali, der als der „Ussama Bin Laden Südostasiens“ und mutmaßlicher Operationschef des regionalen Terrornetzwerks Jemaah Islamyiah (JI) gilt, war vergangenen Montag in Thailand verhaftet worden. Seine Festnahme war eine konzertierte Aktion von thailändischen Polizeieinheiten und US-Agenten. Thailands Premier Thaksin erklärte, dass das Terrornetz in seinem Lande zerschlagen sei.

Eine illegale Finanztransaktion soll die Ermittler auf die Spur des Gesuchten gebracht haben. Thailändische Medien berichteten, ein vor mehreren Wochen verhafteter Malaysier und mutmaßliches JI-Mitglied habe Hambali verraten. Für die Ermittler ist Hambali das Bindeglied zwischen der in Südostasien beheimateten Jemaah Islamiyah und Ussama Bin Ladens al-Qaida. Die JI wird für die Bali-Anschläge im vergangenen Oktober und das Marriott-Attentat verantwortlich gemacht. Hambali soll sich in US-Gewahrsam befinden und an einem geheimen Ort verhört werden.

Unterdessen haben die USA zugesagt, Indonesien Informationen aus den Verhören zur Verfügung zu stellen. Indonesien will sich jedoch um die Auslieferung Hambalis bemühen. Für den Fall, dass Hambali längere Zeit in den USA bleibt, fürchten Skeptiker den Unmut der indonesischen Bevölkerung. Es werde Verschwörungstheorien nähren, die USA hätten etwas zu verbergen oder stünden gar hinter der Jemaah Islamiyah und den Bombenattentaten, mutmaßte Exverteidigungsminister Juwono Sudarsono laut Onlineausgabe der Jakarta Post. NICOLA GLASS

meinung und diskussion Seite 13