Mercosur bricht Verhandlungen mit Europa ab

Die EU will die Agrarimporte aus Südamerika drosseln – und nimmt ein Scheitern der Freihandelsgespräche in Kauf

PORTO ALEGRE taz ■ Sérgio Arslanian macht seinem Ärger Luft: „Inakzeptabel und frustrierend ist es, wenn wir jetzt sogar Rückschritte machen“, sagte Brasiliens Chefunterhändler für die Freihandelsgespräche zwischen dem Mercosur und der EU vorgestern Abend in Brüssel. Zuvor hatten die Vertreter Brasiliens, Argentiniens, Paraguays und Uruguays die Verhandlungen unterbrochen.

Mit ihrem überraschenden Vorschlag, die angebotenen Importquoten für südamerikanische Agrarprodukte über zehn Jahre zu splitten, falle die EU hinter ihre bisherigen Angebote zurück, sagte Arslanian. Brasilien dürfte demnach im ersten Jahr gerade einmal 2.300 Tonnen Fleisch zollfrei in die EU exportieren – bei einem derzeitigen Gesamtexportvolumen von jährlich 290.000 Tonnen. Dabei hatte EU Handelskommissar Pascal Lamy selbst eingeräumt habe, dass der Mercosur seit April drei verbesserte Angebote zur Öffnung seiner Märkte im Dienstleistungssektor und bei Regierungskäufen vorlegte.

Als „taktisches Spiel“ bezeichnete denn auch der stellvertretende argentinische Außenminister Martín Redrado das jüngste EU-Angebot. EU-Chefunterhändler Karl Falkenberg zeigte sich hingegen „sehr überrascht“ über den Rückzug der Latinos. Der Mercosur müsse bei der Marktöffnung „mutiger“ werden. In Brasilien glauben nun viele dem keynesianischen Ökonomen Paulo Nogueira Batista. Er hält die Verhandlungen für „Zeitverschwendung“ – und warnt, Brasiliens Wirtschaftsautonomie werde beschnitten.

Die 1999 aufgenommenen Gespräche werden nun im August in Brasília fortgesetzt. Eigentlich sollte das Abkommen bis zum Oktober ausgehandelt sein. GERHARD DILGER