Den USA geht ein Licht auf

US-kanadische Kommission soll Ursachen für den Riesen-Blackout ergründen und Amerika stromsicherer machen. Nicht zu wenige Kraftwerke sind das Problem, es ist das marode Leitungssystem. Schäden in New York bei 750 Millionen Dollar

BERLIN taz ■ Der Strom in Nordamerika fließt wieder – doch die Diskussion über die Ursachen des größten Blackouts in der Geschichte des Kontinents beginnt erst. Offenbar war der Grund für die Verdunkelung, die 50 Millionen Menschen betraf, nicht die zu geringe Zahl von Kraftwerken. Vielmehr soll der schlechte Zustand der Stromleitungen den Ausfall verursacht haben. Ausgerechnet der Nordamerikanische Rat für Elektrische Sicherheit (Nerc) gab sich ratlos: „Viele fragen sich, wie das passieren konnte“, sagte dessen Chef Michehl Gent. „Das fragen wir uns auch.“ Nun soll eine von US-Präsident George W. Bush und dem kanadischen Premier Jean Chrétien gebildete Taskforce die Ursachen ergründen und einen Plan zur Vermeidung erneuter Stromausfälle ausarbeiten.

Ausgelöst worden ist der Blackout von New York City bis Detroit offenbar durch drei fehlerhafte Leitungen im US-Staat Ohio nahe Cleveland. Wieso dieser Defekt aber in einer Kettenreaktion mehr als 20 Kraftwerke in den USA und Kanada automatisch abschaltete, wusste auch Gent nicht zu sagen. Das Überwachungssystem habe keine Probleme angezeigt, hieß es von Seiten des Strombetreibers First Energy. Vom Computersystem wurde kein Alarm ausgelöst, es arbeitete offenbar nicht exakt.

Zwar war die Versorgung gestern landesweit wieder gesichert. Offizielle warnten aber vor einem erneuten Blackout und forderten die Bürger zum Stromsparen auf. New Yorks Gouverneur George Pataki warnte vor einer Überbeanspruchung des Netzes, während weitere Kraftwerke wieder angefahren werden. Ontarios Premier Ernie Eves sprach vom Montagmorgen als dem „großen Test“.

In New York normalisierte sich das Leben weitgehend. Jedoch blieben Museen zunächst geschlossen, und der Flugbetrieb verlief noch nicht normal. Der Schaden durch den Stromausfall allein für die Stadt wurde auf ca. 750 Millionen Dollar geschätzt.

In Detroit blieben die großen Autofabriken bis zum Montag geschlossen. Bürgermeister Kilpatrick rief dazu auf, das Auto stehen zu lassen und öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, weil das Benzin knapp wurde. KLH

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