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: Alaafistan Köln

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

In Köln geht‘s derzeit nicht drüber, sondern nur drunter und noch drunterer. Wie in der Endphase vom alten Rom. Was dort der Senat, ist hier der Rat. Gerade in der Sauregurkenzeit, wo Brot und Spiele ausfallen, solange der FC auf Urlaub ist, eigentlich eine hoffnungsvolle Performance. Was aber schmerzhaft fehlt, sind Erotik, Skandal und Sex, und das macht diese Sommer-Show im Hillige Kölle flauer als nötig.

Mit der Verhinderung von Christoph Nix als neuem Kulturdezernenten vertat man eine günstige Chance, hat der doch immerhin als Theaterintendant in Kassel das Motto ECCE HOMO auf kölsch-adäquatem Stammtisch-Niveau begriffen und einen schwulen Jesus im Kreis von warmen Jüngern auf die dortige Staatstheater-Bühne gebracht. Aber als sich das endlich auch bei den Kölner CDU-Kulturbestimmern rumgesprochen hatte, war‘s aus, und der Paradiesvogel wurde vom Hof gescheucht.

Bleiben Bietmann und Blömer als Intriganten und Strippenzieher. Dass CDU-Mann Klipper als Chef einer Ratsfraktion von einem Rücktritt, von dem er gleich wieder zurücktrat, sofort schon wieder zurücktritt – solche ausgefeilten Polit-Pirouetten zeugen immerhin von entwickelter Klüngel-Choreografie. Aber auch Bietmann und Blömer verkommen zu provinziellen Versagern, weil ihre Hampelmänner zu jammerlappig agieren. Bleibt Schramma übrig – als Nero für Arme, der zwar nicht die Stadt anzündet, dafür die Kunsthalle abreißen und die Oper verschimmeln und zerbröseln lässt. Aber dafür die neuen und strengen Korruptionsregeln! Während die Kölner Müllmafia die Bürger weiterhin um Millionen prellt, sollen künftig wegen kleiner Fresskörbe die Köpfe rollen. Jakobiner-Sitten auf Jecken-Niveau.

Gibt‘s da überhaupt noch Hoffungsträger? Die Grüne Frau Moritz vielleicht – als kölsche Heilige Barbara, die vom Stadt-Anzeiger bereits als CDU-Fraktionsvorsitzende tituliert wurde. Höchste Zeit, dass endlich Ferien sind! Danach wird gewählt und neu verteilt. Aber wie der Wähler auch würfelt, Oberbürger-Fritz bleibt uns als kölscher Cäsar noch fünf Jahre erhalten – ein Mann, der die Dinge auf den Punkt bringen kann, so wie er bei der letzten Ratssitzung die Stadtverordneten mit einem rhetorischen Geniestreich als die „Stadtverachteten“ ansprach. Wenigstens einer, der durchblickt.