Kein Schadenersatz für Undank

In einer rechten Zeitung hat der Leiter eines Deutsch-Islamischen Kulturinstituts den Holocaust relativiert. Befindet das Amtsgericht Celle im Sinne der örtlichen Antifa

Celle taz ■ „Die Klage wird abgewiesen“: Kurz und knapp verkündete gestern das Amtsgericht Celle in Sachen Hans-Christian Heydecke gegen Albert Buck seine Entscheidung. Der als Leiter eines „Deutsch-Islamischen Instituts für Wissenschaft und kulturelle Zusammenarbeit“ fungierende Heydecke wollte Buck, den presserechtlich Verantwortlichen der Antifaschistischen Infogruppe Celle AIG, zum Widerruf eines Internetbeitrags zwingen. Doch die AIG darf weiterhin behaupten, dass Heydecke in einem Leserbrief antisemitische Thesen vertrat und den Holocaust relativierte.

Vor vier Wochen war ein Gütevorschlag des Gerichts gescheitert (taz berichtete). Die Richterin hatte empfohlen, dass Buck den Eintrag lösche und Heydecke die Klage auf „Unterlassung und Schadenersatz“ zurückziehe. „Wir wollen das Gericht nicht aus der Verantwortung nehmen“, hatte Buck den Vorschlag abgelehnt. Denn der Leserbrief, der vor gut drei Jahren in Nation & Europa, „dem bedeutendsten rechtsextremistischen Theorie- und Strategieorgan“ erschien, findet Buck eindeutig: „Impliziert führt Heydecke aus, dass es ‚die Juden‘ an der notwendigen Dankbarkeit wegen der Wiedergutmachungsleistungen fehlen ließen.“

Unterstützung erhielt die AIG vom Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinde Niedersachsen. „Die Forderung nach Dankbarkeit“, erklärt Alisa Bach von der Kultusgemeinde, „suggeriert, diese würden freiwillig und nicht als Entschädigung für geraubtes Vermögen und schwere Gesundheitsschäden gezahlt.“ Bach teilt auch Bucks Bewertung, dass der pensionierte Bankdirektor Heydecke den Holocaust insofern relativiere, da er ihn als unspezifisches „Unrecht“ darstelle und dieses „begangene Unrecht“ mit „kriegsbedingtem Unrecht anderer Kriegsbeteiligter“ gleichstelle. In der Verhandlung deutete die Richterin schon an, dass sie den Brief in „einigen Punkten antisemitisch“ fand.

Grenzen zu Holocaustleugnern zieht Heydecke anscheinend nicht. So veröffentlichte er einen Leserbrief in der inzwischen eingestellten neonazistischen Publikation Die Bauernschaft, in dem er die „massive Verfälschung der deutschen Geschichte“ beklagte. Der verstorbene Blatt-Gründer Thies Christophersen erklärte: „Ich glaube nicht an die Gaskammern.“

Andreas Speit