Inge Meysel
: Letzte Ausfahrt Ohlsdorf

Man hat sie als die „Mutter der Nation“ bezeichnet, aber eigentlich war Inge Meysel schon lange die Großmutter. Schon vom Anfang aller Zeiten an muss ihr Gesicht auf den Bildschirmen gewesen sein, es gehörte gewissermaßen zum Inventar der Bilder, die im Fernsehgerät schlummerten. Großmuttergleich war auch die Querköpfigkeit, mit der sie Freunden und Feinden gleichermaßen zusetzte. Nach ihrem Tod vor zwei Wochen wurde in der Hamburger Mopo ein Nachbar zitiert, Inge Meysel sei menschlich schwierig, aber eine große Schauspielerin gewesen. Noch gut erinnert man sich in Hamburg, wie Inge Meysel einmal einen Deich vor ihrer Elbvilla verhinderte, er musste schließlich um die Villa herum gebaut werden. Und doch, so kratzbürstig sie gewesen sein mag, wir werden sie vermissen, fast so wie eine wirkliche Großmutter. Gestern Nachmittag ist Inge Meysels Urne auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg beigesetzt worden, neben ihrem geliebten Mann John Olden. Der Regisseur und Freund Dieter Wedel stellte sich in seiner Trauerrede vor, Inge Meysel sitze auf einer Wolke und ziehe angesichts der Trauergemeinde die Augenbrauen hoch. So wird es wohl gewesen sein.

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