Houston, wir haben ein Problem

Europapremiere: „Apollo 13“ läuft im Bremer Space Center in der IMAX-Version

Aus Bremen Wilfried Hippen

In dieser Woche gab es in einem Kino in Bremen eine Europapremiere, und keiner hat es gemerkt. Anlässlich der ansonsten eher läppischen Apollo-Aktionstage des Space Centers zur Mondlandung vor 35 Jahren wird dort seit Mittwoch zweimal am Tag der Hollywoodfilm „Apollo 13“ mit Tom Hanks und Kevin Bacon gezeigt.

Nun ist der inzwischen auch schon neun Jahre alt, aber 2002 hat man ihn in einer neuen Version in amerikanische Kinos geschickt. Der Film ist nun nicht etwa – wie üblich als „Director‘s-Cut“ – länger. Er ist sogar um 20 Minuten kürzer, und genau genommen sieht man weniger, denn der Breitwandfilm musste an den Seiten abgeschnitten werden, damit er dem IMAX-Format entsprach. Nein, er ist in der neuen Version schlicht größer, intensiver, brillanter. Sein neuer Titel ist nicht umsonst „Apollo 13: The IMAX Experience“, denn auf der 500 Quadratmeter großen Leinwand bietet er tatsächlich eine ganz andere Erfahrung. Das Bild füllt im IMAX-Kino fast den ganzen Gesichtskreis aus, das Tonsystem ist mit 70 Lautsprechern so gut wie sonst nie im Kino, und man sieht alles so scharf, dass man in den ersten Minuten dadurch fast abgelenkt wird: Man achtet mehr auf das Wie als auf das Was. Dies ist dann auch ein Grunddilemma für die IMAX-Kinos, die in den letzten Jahren unter sinkenden Zuschauerzahlen zu leiden haben, weil sie wie Zirkusattraktionen wirken, in die jeder unbedingt einmal reingehen muss, aber mehr auch nicht.

Die sonst dort gezeigten Filme verstärken nur diesen Eindruck, im Bremer IMAX laufen etwa abends solche Werke wie „Königreich der Elefanten“, „T-Rex“ oder „Tiefen der Meere“, die den Zuschauern möglichst sensationelle optische, zum Teil dreidimensionale Effekte auf die Augen knallen. Da das IMAX-Verfahren mit seinem extrem großformatigen Filmmaterial sehr aufwendig ist, waren die Filme bisher meist um die 45 Minuten lang. Dies soll sich nun ändern, und nachdem „Apollo 13“ in den amerikanischen IMAX-Kinos sehr erfolgreich lief, werden nun auch „Matrix 2 & 3“ und die Star-Wars-Filme für die wirklich große Leinwand remastered. Da die anders als „Apollo“ nicht mehr analog, sondern zum größten Teil digital aufgenommen wurden, erfordert dies viel weniger Aufwand, und außerdem könnte IMAX auch eine Antwort auf die Kinokrise bieten, denn was diese Kinos bieten, kann nicht aus dem Internet heruntergeladen werden. „Apollo 13“ ist also eine Versuchsrakete, und die kann man nun im Space Center abheben sehen. Allerdings in der Originalfassung ohne Untertitel, was viele abschreckt – bei der Vorstellung am Mittwochnachmittag gingen von den paar Dutzend Zuschauern einige nach wenigen Minuten enttäuscht wieder hinaus. Die verbleibenden Happy few konnten ein wirklich beeindruckendes Kinoerlebnis genießen, gerade weil „Apollo 13“ keine actiongeladene Weltraumoper ist, sondern ein packendes Drama, das zudem noch meist in geschlossenen Räumen wie der Raumkapsel, dem Kontrollzentrum und den Wohnungen der zu Hause Wartenden spielt.

Der Satz „Houston, we have a problem“ wurde durch den Film zu einem geflügelten Wort: Tom Hanks sagt ihn als der Astronaut Jim Lovell, nachdem bei der Apollo 13-Mission ein Oxygen-Tank explodierte und er zusammen mit den Astronauten Fred Haise und Jack Swigert mitten im All gestrandet ist. Der Film erzählt von der Rettungsmission: davon, wie die drei durch Improvisationstalent und Durchhaltevermögen wieder heil zur Erde kommen. Regisseur Ron Howard erzählt extrem spannend, die beeindruckenden Spezial-Effekte werden nie ausgestellt, sondern dienen der Handlung, und auch vor der riesigen IMAX-Leinwand wird man schnell von der Geschichte mitgerissen - man ist nur noch näher dran, noch tiefer drinnen!

Am eindrucksvollsten sind dabei einige ganz banale Einstellungen: etwa die extreme Nahaufnahme eines sich öffnenden Auges, das hier plötzlich surrealistisch riesig wirkt. Und wie authentisch die Aufnahmen im Weltall wirken, kann man zudem im Space Center direkt überprüfen, denn dort läuft vor „Apollo 13“ der Film „Space Station 3D“, der von den Astronauten in der internationalen Raumstation ISS gedreht wurde.

Durch die dreidimensionale Raumwirkung (man glaubt wirklich nach den schwerelos vor einem schwebenden Gegenständen greifen zu können) ist dieser 20 Minuten lange Film noch eindrucksvoller als „Apollo13“, aber davon abgesehen sieht die fiktive Raumfahrt im Studio kaum anders aus als die reale in der Dokumentation.

Wilfried Hippen

„Apollo 13 - The IMAX-Experience“ (O. o. U.) im Bremer IMAX Space Center Theater: bis zum 30. Juli jeweils um 16.30 Uhr und um 19 Uhr