Kein Maulkorb wegen Putin

Die GAL-Bürgerschaftsfraktion hat sich gegen den „Maulkorb“ gewandt, wie er dem früheren Bürgermeister Henning Voscherau in Sachen Ehrendoktor für Wladimir Putin vorschwebt. Voscherau hatte gemeinsam mit Ex-Handelskammerpräses Klaus Asche in der Welt von vorgestern darauf hingewiesen, dass sie „Ehrungen eines mächtigen Gastes als Zukunftsinvestition in friedlich-freundschaftliche Beziehungen, womöglich ganz pfeffersäckisch zum eigenen Vorteil“, für normal erachten. So weit, so aufrichtig.

Im Weiteren meinten die beiden offenkundig noch nicht so recht im Zustand des Nicht-mehr-mächtig-Seins angekommenen Hanseaten, jedem den Mund verbieten zu müssen, der „mit der Entscheidung der universitären Gremien gar nichts zu tun hat“. Das trifft auf den Initiator des hochschulinternen Protestes, den Politologen Michael Greven, freilich nur teilweise zu. Mehr zielt es auf die Kritiker aus der politischen Sphäre, genauer: selbst aus dem eigenen Lager. Wir lernen: Befleißigt sich ein Sozialdemokrat ausgerechnet des ollen Bismarck, um einen anderen Sozi – Fraktionschef Michael Neumann nämlich – zu attackieren, dann haben wir es wohl mit einer jener Fragen zu tun, in denen das Klein-Klein der Parteigrenzen zurückzutreten hat hinter die vaterländische, äh, städtische Sache.

Wie blass wirkte da der eilige Kommentar Ole von Beusts zum Thema neben dem Grollen Voscheraus/Asches sowie des noch viel ehemaligeren Vorgängers Klaus von Dohnanyi (taz berichtete): Er halte sich da raus, ließ der wissen, es handele sich ja um eine universitäre Frage, aber es gehe ja nun auch nicht um eine „Heiligsprechung“ des russischen Präsidenten. GALierin Christa Goetsch jedenfalls findet, „die versammelten ehemaligen Bürgermeister sind in ihren Äußerungen wenig hilfreich“, und unterstreicht ihre Bedenken gegen die Würdigung Putins. So schafft man es natürlich nie ins pfeffersäckische Herz. aldi