der wochenendkrimi
: Schwabenödnis

„Tatort: Bienzle und der steinerne Gast“, Sonntag, 20.15 Uhr, ARD

Ein Mord in der Oper verspricht all das zu liefern, was dem Tatort aus Stuttgart in der Regel fehlt: große Gefühle, schillernde Charaktere und Sophistication. Das werden sich auch Autor Felix Huby und Regisseur Hartmut Griesmayr gedacht haben. Auf der Premierenfeier zu einer „Don Giovanni“-Aufführung wird deshalb dem Leibarzt der versammelten Künstler ein Messer in den Rücken gerammt. Verdächtige gibt es so viele, wie die Oper Angestellte hat.

In gewohnt gedrosseltem Tempo schwäbelt sich Kommissar Bienzle (Dietz-Werner Steck) durch den Bühnenraum: Die Oper ist natürlich ein Hort von Niedertracht und Künstlerzipperlein. Dass der Ermittler trotz seiner Erkundungstouren erst mal kein Licht ins Dunkel bringt, liegt an Bienzle-Stammautor Huby, der seine Täterrätsel meist zwar übersichtlich wie Kreuzworträtsel anlegt, hier aber etwas umständlich die Rache- und Eifersuchtsthematik aus „Don Giovanni“ zu variieren versucht.

Opernabonnenten kommen da auf ihre Kosten. Der Rest der Zuschauer verliert bald ebenso das Interesse wie der Kommissar selbst, dessen schwäbischer Gleichmut eigentlich nur von der Frage gestört wird, was er der geliebten Lebensgefährtin zum Geburtstag schenken soll. CHRISTIAN BUSS