Heilige Karamellen

Erfolgreicher Eklektizismus: „Karamelo Santo“ kreuzen im Molotow Ska und Punk mit Tango und Cumbia

Stolz sind die heiligen Bonbons, so die platte Übersetzung von Karamelo Santo, auf ihre Unabhängigkeit. Bei keinem Major sind sie untergekrochen, sondern ihren eigenen Weg gegangen. Die sieben Musiker der Band haben einen eigenen Lebensentwurf, wohnen zusammen, betreiben ein eigenes Studio und organisieren einmal im Monat eine Party für die und mit der Nachbarschaft. In Argentinien, wo es aufgrund der ruinösen Wirtschaftskrise wenig zu feiern gibt, eine willkommene Abwechslung, die den Sieben viel Respekt im Barrio, im Stadtviertel, eingebracht hat.

Ihre Gründerzeitvilla im Stadtteil La Boca von Buenos Aires ist längst ein Anlaufpunkt für Musiker und Künstler, und die heiligen Bonbons sind ein musikalisches Schwergewicht im Süden des Kontinents. Ihre dritte CD Los Guachos, wieder in Eigenregie aufgenommen, wurde im Rolling Stone gewürdigt, und sogar MTV fand Gefallen am Video zu „Nunca“. Die Band aus der argentinischen Weinprovinz Mendoza erntet die Früchte ihrer knapp elfjährigen Arbeit.

Karamelo Santo begannen Ende 1992 damit, Ska, Punk und Reggae mit Tango-, Paso doble-, Cumbia- und Murga-Elementen zu fusionieren. Hinter der Mischung steht weniger ein Konzept, sondern vielmehr der äußerst unterschiedliche Musikgeschmack der Bandmitglieder. Während Saxophonist Pablo für den Tango schwärme, stehe Bassist Mortimer auf Depeche Mode und The Cure, sagt Sänger Goy, seinerseits eingefleischter Ska- und Punkrockfan. Die Musik von Karamelo Santo ist somit – zumindest vordergründig – ein Aufguss der teils entgegengesetzten musikalischen Vorlieben der sieben Musiker. Ihre Spuren haben aber genauso Manu Chao, Tonino Carotone oder auch Pablito Molina hinterlassen – allesamt übrigens Freunde des Hauses. KNUT HENKEL

heute, 21 Uhr, Molotow