Ein Radio wie ein Mohnbrötchen

Betr.: „Bremer hören öffentlich“, taz bremen vom 23. Juli 2003

Neulich meditierten wir hier in der Tagesstätte am Frühstückstisch über unsere Mohnbrötchen. Auf den Mohnbrötchen waren bis vor 2 Jahren ganz viele Mohnkörner. Nun sind höchstens so um die 5 Mohnkörner draufgewesen im Schnitt. Das waren also eigentlich gar keine Mohnbrötchen, die wurden uns aber als solche aufgetischt. Das sind keine Mohnbrötchen, haben wir dem Zivi gesagt. Darauf sagt der, dass seien aber ganz supertolle Mohnbrötchen, dass sehe man doch daran, dass da nun fast doppelt so viele Körner drauf wären wie vorher, alles sei gut, werde gut, war nie besser, kann gar nicht besser sein. Und wir könnten das gar nicht beurteilen, weil wir keine professionellen Mohnbrötchenesser seien, der Bäcker aber ein professioneller Mohnbrötchen-Bäcker. Basta.

So verhält es sich auch mit dem NordWestRadio und seinem Umgang mit seinen katastrophalen Media-Analyse-Zahlen, hat dann der Pastor abends gesagt, als er über das Gebot „Du sollst nicht lügen“ predigte. Die Hörerzahlen krebsen bei denen immer noch aus gutem Grund bei Nullkommanochwas herum mit statistisch unerheblichen Schwankungen. Weil sie laut MA vom Juli 03 0,8% gekriegt haben, in der vorigen 0,5% hatten, sprechen sie glatt von steilem Erfolgskurs, von Stabilisierung – naja, Stabilisierung höchstens in dem Sinn, dass sie nicht auf die Beine kommen, nach fast 2 Jahren nicht mal die Hörerquote eines früheren ausgewiesenen Minderheitenprogramms erreichen, ihr Konzept aber auf Breite angelegt hatten, d.h. eigentlich ist der Misserfolg dieses Konzeptes in Zahlen gar nicht auszudrücken.

Ach ja, mir fällt ein, ich komme aus der DDR. Das war die größte DDR der ganzen Welt. Ist halt alles nur eine Frage der Bezugsgröße, auch im Westen. Jochen Ehlers, Bremen