Diesel-Schweinkram

Weil deutsche Autobauer keine Rußpartikelfilter einbauen, protestiert Greenpeace vor dem Kundencenter von DaimlerChrysler in Sebaldsbrück

Bremen taz ■ Gestern Morgen, halb zehn in Bremen: Das DaimlerChrysler-Kundencenter liegt noch etwas verschlafen da. Nur wenige Menschen holen ihren schönen neuen Wagen ab. Doch sobald sie das Werksgelände verlassen, stehen da plötzlich drei „Dieselschweine“, in saumäßig attraktivem Rosa lackierte und mit Schweinsnasen und -ohren beklebte Diesel-PKW. Mahnen sollen sie, ein schlechtes Gewissen verbreiten. „Kaufen Sie keinen Diesel ohne Rußfilter!“ ist auf den Autotüren zu lesen.

Hinter der „schweinischen“ Aktion steckt die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Die Umweltschützer wollen damit auf die gesundheitlichen Gefahren aufmerksam machen, die die Verbrennung von Diesel-Kraftstoff mit sich bringt. Laut Greenpeace dringen die dabei frei werdenden feinen Rußpartikel tief in die Lungen ein und können dort Krebs auslösen. Etwa 8.000 Menschen sollen so in Deutschland jedes Jahr an Lungenkrebs sterben. Greenpeace bemängelt, dass die deutsche Autoindustrie nicht genug gegen die giftigen Teilchen unternimmt. Dabei geht es auch anders: Der französische Autohersteller Peugeot bietet seit drei Jahren ein Filtersystem an, das den Partikelausstoß auf praktisch Null verringert. „Dieser Filter funktioniert sehr gut“, sagt Christof Gauss vom ADAC. In dieser Frage ist sich der Automobilclub ausnahmsweise mit dem Umweltbundesamt einig: Beide fordern, dass Rußpartikelfilter auch in Deuschland verstärkt eingesetzt werden müssten.

Greenpeace hingegen verlangt von der Industrie, sämtliche neuen Diesel-PKW serienmäßig mit Rußfiltersystemen auszurüsten – und zwar ohne Aufpreis. „Man kann die Gesundheit anderer nicht verscherbeln wie neue Alu-Felgen“, so Günter Hubmann, Verkehrsreferent bei Greenpeace. Immerhin bietet DaimlerChrysler ab Oktober Modelle aus der C- und E-Klasse mit Rußpartikelfilter an. Dafür werden dann jedoch 580 Euro Aufpreis fällig. „Die Mehrausgaben kann man aber bei der Steuer wieder reinholen“, so ein Sprecher des Konzerns.

Dass auch die Nachrüstung alter Fahrzeuge mit Filtern möglich ist, wollen die Umweltschützer mit einem Versuch beweisen: In einen Mercedes-Diesel wurde mit Unterstützung des Rheinisch-Westfälischen TÜVs jetzt ein Filter eingebaut. Mittlerweile hat der Wagen gut 65.000 problemlose Kilometer hinter sich. Noch vor der Internationalen Automobil-Ausstellung Mitte September in Frankfurt will Greenpeace die Ergebnisse des Tests veröffenlichen. Thorsten Busch