AKW-Gegner begrüßt

Französische Regierung nimmt Protest-Fasten gegen neue Atomreaktor-Linie zur Kenntnis. Bald Baubeginn

PARIS taz ■ Am 33. Tag ihres Protestfastens gegen den europäischen Druckreaktor „EPR“ sind die beiden übrig gebliebenen Atomkraftgegner sowie ihre UnterstützerInnen gestern im Elysée-Palast empfangen worden. Dominique Masset (52) und André Larivière (56), die in den vergangenen Wochen 12 und 12,5 Kilo verloren haben, überreichten einem Mitarbeiter des Staatspräsidenten ihre Forderungen. Er versprach ihnen eine Antwort von Jacques Chirac – binnen weniger Tage. Gleich anschließend hatten die AtomgegnerInnen einen Termin im Industrieministerium.

Es war das erste Mal, dass die Spitze Frankreichs auf die Protestaktion reagiert hat, die am 21. Juni in Paris begann. Bis gestern hatte nicht nur die französische Regierung dazu geschwiegen, sondern auch fast alle Medien. Die ursprünglich drei Atomgegner, von denen einer, Michael Bernard (46), vor einer Woche wegen gesundheitlicher Probleme ausstieg, fasteten ziemlich isoliert in der großen Wohnung, die ihnen ein grüner Stadtteilbürgermeister von Paris für die Aktion zur Verfügung gestellt hat. Lediglich grüne PolitikerInnen und ein paar AtomkritikerInnen der anderen Parteien besuchten sie.

Nachdem im Frühsommer schon die parlamentarische Debatte über die Energie-Zukunft ohne Kritik an der Atomkraft abgelaufen war, schien es so, als ob das Thema auch durch den Fastenprotest nicht in die Öffentlichkeit zu bringen wäre. Dabei ist der EPR, den die französische Firma Areva und die deutsche Siemens gemeinsam entwickelt haben, das Kernstück der künftigen französischen Energieversorgung. Der Bau eines ersten Modells in Frankreich soll schon bald beginnen.

Schon jetzt hat Frankreich die höchste Atomdichte der Welt und deckt 80 Prozent seines Energiebedarfs mit AKWs.

DOROTHEA HAHN