Fischer fordert

Doch Asien zögert: Der Außenminister kehrt zurück, aber ohne Zusagen für einen Sitz im UN-Sicherheitsrat

BERLIN/ISLAMABAD ap/dpa ■ Nach einer zehntägigen Reise durch Asien trat Bundesaußenminister Joschka Fischer gestern den Rückflug nach Berlin an. Auch auf seiner letzten Station, in Pakistan, hatte Fischer keine offene Unterstützung für den deutschen Wunsch nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat erhalten. Nach China, Bangladesch und Sri Lanka hielt sich auch Pakistans Präsident, General Pervez Musharraf, bedeckt. „Wir respektieren Deutschland“, sagte er nach Angaben aus Delegationskreisen nach einem eineinhalbstündigen Gespräch mit Fischer am Donnerstag in Islamabad. Aber es gebe die „bekannten Bedenken gegen Indien“. Deutschland und Pakistans Rivale Indien hatten einander vor einer Woche beim Besuch Fischers in Neu-Delhi gegenseitige Unterstützung zugesagt.

In Sri Lanka hatte der Außenminister lediglich die Zusage erhalten, dass die Regierung in Colombo zur Unterstützung der UN-Reformen bereit sei. Fischers Amtskollege Laksham erklärte, sein Land sei zu einer Entscheidung über die Zusammensetzung der ständigen Mitglieder in einem neuen Sicherheitsrat noch nicht bereit. Sein Land befürworte aber Reformen, da die gegenwärtige Struktur der Weltorganisation veraltet sei.

Am Samstag in Bangladesch hatte Fischer von seinem Kollegen Morshed Khan in Dhaka eine ähnliche Antwort erhalten. Khan erklärte, zunächst müssten die Kriterien einer Reform der Vereinten Nationen feststehen. Danach sei er sicher, „dass Deutschland seinen richtigen Platz finden wird“. Bangladesch, eines der ärmsten Länder der Welt, ist traditionell Sprecher der am wenigsten entwickelten Länder (LDC) und mit 10.000 Soldaten einer der größten Truppensteller für Friedenseinsätze der Vereinten Nationen.

Davor hatte sich auch China nicht festlegen wollen. Lediglich Indien, das Fischer auf seiner zehntägigen Asienreise zweimal besucht hatte, sagte Deutschland offene Unterstützung für seine Kandidatur zu. Fischer sagte: „Wenn es eine Reform gibt, hoffen wir auf die Unterstützung unserer Freunde.“ Was aber das Ergebnis am Ende sein werde, „werden wir sehen“.

Während der Reise wies das Auswärtige Amt Medienspekulationen zurück, Fischer strebe das Amt des Generalsekretärs der Vereinten Nationen an. „Das ist völliger Unfug“, sagte sein Sprecher Walter Lindner in der südindischen Stadt Madras. UN-Generalsekretär Kofi Annan amtiert bis zum Jahr 2007.

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