Polizeierfolg – nach 50 Millionen Euro Verlust

Mit Jahren Verspätung hat das Bundeskriminalamt ein umfassendes elektronisches Fahndungssystem bekommen

BERLIN taz ■ Bei der Polizei herrscht Erleichterung. Nach mehreren Fehlschlägen und über zwei Jahren Verspätung wurde am Sonntagmittag die erste Stufe des neuen Computerfahndungssystems des Bundeskriminalamtes (BKA) mit Namen Inpol-neu in Betrieb genommen. Es ersetzt das alte, 1972 installierte „Informationssystem Polizei“ (Inpol). „Ein großer Fortschritt“, erklärte ein stolzer Bundesinnenminister Otto Schily in Berlin.

Ursprünglich sollte Inpol-neu zum modernsten Fahndungssystem Europas werden, ein „selbst optimierendes System“, das sich teilweise automatisch programmieren sollte. Doch schon der erste Probelauf im April 2001 ging gründlich schief. Kurz nach dem Start musste der Test abgebrochen werden, weil immer wieder Pannen auftraten. Und auch der zweite Versuch zum Jahreswechsel 2001/2002 endete im Crash. Danach wurden kleinere Brötchen gebacken, der seinerzeitige Projektleiter gefeuert und der Computerfachmann der Hamburger Polizei, Harald Lemke, mit einem kompletten Neuanfang beauftragt. Zuvor hatte Lemke das in Hamburg und Hessen erfolgreich eingesetzte „Polizeiliche Auskunftssystem“ (Polas) entwickelt. Auf der Basis von Polas scheint jetzt auch bei Inpol-neu ein Durchbruch gelungen zu sein.

Die neue Datenbank verbindet nun die Computersysteme aller 16 Länderpolizeien, des Bundesgrenzschutzes, des Bundeskriminalamtes und des Zollkriminalamtes miteinander. Hinzu kommen sollen noch einige externe Dateien wie das Ausländerzentralregister und das „Schengener Informationssystem“. Von etwa 270.000 Abfragestellen im Bundesgebiet sollen dann die Daten von Tätern, Tatorten, Tatzeiten, Delikten und Beweismitteln abgerufen werden. Auch die Übermittlung von digitalen Lichtbildern funktioniert nach Angaben des Bundesvorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, bereits. Die angestrebte Verknüpfung verschiedener Polizeidateien, beispielsweise jene über die so genannte organisierte Kriminalität oder zur Schleuserkriminalität, wird seiner Ansicht nach aber vor dem Jahr 2005 nicht möglich sein. Dafür sind bislang Komponenten des alten Crash-Projektes vorgesehen.

Der GdP-Chef geht davon aus, dass bei der Entwicklung von Inpol-neu bisher mindestens 50 Millionen Euro „in den Sand gesetzt“ wurden, genaue Informationen über die bisherigen Gesamtkosten hat aber auch er nicht. OTTO DIEDERICHS