Angst vor Konkurrenz

Im Kölner „Zeitungskrieg“ gegen Gratisblätter erwägt DuMont-Verlag Gang vor Bundesverfassungsgericht

KÖLN taz ■ Kommen bald die Gratiszeitungen zurück nach Köln? Nachdem sich der norwegische Schibsted-Verlag vor drei Jahren mit seiner kostenlos verteilten Tageszeitung 20 Minuten Köln vom deutschen Markt verabschiedet hat, ist es still um das Thema geworden. Zu Unrecht, denn hinter den Kulissen wird über die Wieder-Einführung der Blätter heftig gestritten.

Der Verlag M. DuMont Schauberg (Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express) versucht nach wie vor, die Entwicklung zu stoppen. Während in vielen anderen europäischen Ländern Gratiszeitungen längst zur Medienlandschaft gehören, ist in der Bundesrepublik nach wie vor nichts von ihnen zu sehen. Und das, obwohl der Bundesgerichtshof die Blätter für legal erklärt hatte. Das Kölner Medienhaus prüft daher immer noch, ob es vor das Bundesverfassungsgericht ziehen soll. Nichts weniger als die Pressefreiheit sei durch die Billigblätter bedroht, so das Hauptargument. „Redaktionelles Leitbild ist daher nicht mehr, was die Leser, sondern was die Inserenten unter einer gut gemachten Zeitung verstehen“, erklärte eine Verlagssprecherin. Außerdem sei das System des Presse-Grosso gefährdet. Bei diesem System wird der aufwändige Vertrieb von Tageszeitungen auf dem Land durch den kostengünstigeren in der Stadt subventioniert. Wenn in der Stadt aber verstärkt kostenlose Zeitungen verteilt werden, drohe diese Säule für die etablierten Verlage weg zu brechen. Ländliche Gebiet müssten dadurch indirekt um ihre Tageszeitung bangen.

Unterdessen hat sich im benachbarten Rhein-Erft-Kreis ein Kleinunternehmer die Webseite von 20 Minuten Köln gesichert. Er habe durchaus vor, wieder ein redaktionelles Angebot dort zu hinterlegen, erläuterte er auf Anfrage. Das positive Urteil des Bundesgerichtshofes habe ihn dabei beflügelt. Bisher sind die Seiten aber nur recht bunt, inaktuell und Dummy-ähnlich. Ob daraus wieder eine Gratiszeitung entstehen könnte, steht in den Sternen. Frank Überall