„Auch mal ein liebes Wort“

Der Malteser Hilfsdienst feiert sein 50-jähriges Jubiläum. In Bremen bietet die Organisation seit 40 Jahren Bedürftigen zahlreiche Hilfsangebote an

Bremen taz ■ Ausgestorben wirkt das Gelände. Jeden Augenblick erwartet der Besucher ein wehendes Grasknäuel – ganz wie in den Geisterstädten der alten Wild-West-Filme. Der Gebäudekomplex in Osterholz gehörte ursprünglich zu einem Heim für schwer erziehbare Kinder, nun stehen die meisten von ihnen leer. Plötzlich treten zwei freundliche junge Männer mit einer alten Dame in der Mitte aus einer der Türen und geleiten sie, „Vorsicht Stufe“, die Treppe hinab. Fehlt nur die Werbefilmer-Kamera.

Seinen 50. Geburtstag feiert der Malteser Hilfsdienst dieses Jahr. Auch in Bremen gibt es einiges vorzuweisen. Mit Erste-Hilfe-Kursen vor 40 Jahren fingen einige Bremer Ehrenamtliche vor 40 Jahren an. Seitdem ist die Palette an Hilfsangeboten stetig gewachsen. Behindertentransporte gehören genauso dazu wie Essenslieferungen an Kranke und Alte, aber auch die Sanitätsversorgung auf der Osterwiese oder der Skate-Night am Flughafen. Bei Deichbruch oder anderen Notfällen größeren Ausmaßes sind die Malteser Teil der Katastrophenschutztruppe. Acht Hauptamtliche arbeiten inzwischen in der Osterholzer Zentrale, 14 weitere leisten hier ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ihren Zivildienst ab. 128 ehrenamtliche Helfer organisieren unter anderem das Auslandsprojekt mit Partnereinrichtungen in Litauen. Bis zu vier Hilfsgütertransporte rollen jährlich gen Vidukle, die alte Küche eines Bremer Pflegeheims haben die Helfer dort in einem Altenheim wieder aufgebaut.

Vorläufer des Malteser Hilfsdienstes war der Malteser Orden, der schon vor 900 Jahren gegründet wurde. „Modern aus Tradition“ wolle man arbeiten, sagt Geschäftsführerin Angelika Gabriel. „Moderne Management- und Controllingmethoden“ würden eingesetzt, „um die Dienste kostendeckend zu gestalten“. Trotz aller ökonomischer Überlegungen dürfe aber das Menschliche nicht vernächlässigt werden. „Das ist schon oft ein Spagat“, gibt Gabriel zu. „Natürlich können wir nicht bei jedem, dem wir das Essen liefern, eine halbe Stunde bleiben.“ Wer quatschen will, muss also andere dafür suchen. Aber, sagt Gabriel: „Ein liebes Wort“ sei schon mal drin.

Melike Wulfgramm