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: Ästhetik und Zensur bei Petrarca

Als Erstbezwinger des Mont Ventoux war er der erste Bergsteiger aus Neugier. Er war der erste Medienkünstler, der gezielt auf seinen Nachruhm hinarbeitete. Er kritisierte die Mediziner und entdeckte die Schriften der Antike wieder. Er war ein Dichter, der die Liebe so meisterhaft und erotisch besang, wie nach ihm lange keiner. Vor allem: Er war einer der wenigen Touristen, die Köln lobten – später allerdings widerrief er seine Hymne. Von Dante und Boccacio kennt man das ein oder andere, aber ehrlich: Wer hat schon etwas von Francesco Petrarca gelesen? In diesem Jahr wird der 700. Geburtstag des Renaissance-Dichters aus Arezzo gefeiert. Anlass genug, ihn mit einer Ausstellung ins Gedächtnis zurückzurufen.

Nun ist das mit Ausstellungen so eine Sache: Wie will man das Werk eines Dichters zeigen? Zum Glück sammelt der Kölner Reiner Speck alles von und über Petrarca. Allein rund 1.000 Bücher umfasst die derzeit größte Petrarca-Privatsammlung, dazu Souvenirs und Devotionalien.

Eine Auswahl davon, Weinetiketten etwa oder Postkarten, zeigt das Museum für Angewandte Kunst in Köln. Vor allem aber die Bücher, auch sie erstmals ausgestellt. Mit Mitteln der Stadtsparkasse Köln wurde die Sammlung katalogisiert. Da bleibt zu hoffen, dass die Öffentlichkeit langfristig mehr als nur diese Ausstellung davon hat.

Die meisten Bücher zeigen im Museum nur ihre Rücken, dutzende aber liegen aufgeschlagen in Vitrinen. Kostbar illuminiert, handgeschrieben die ältesten, gedruckt die späteren Auflagen. Das Lesen allerdings fällt schwer, wegen Sprache und Schrift. In einigen immerhin lässt sich virtuell per Computer blättern.

Neben dem ästhetischen Genuss erfährt der Betrachter etwas über Raubdrucke und Zensur jener Zeit. Auch über den Dichter, dessen Lebensstationen mit großen Bildern nacherzählt werden. Und sein Werk und dessen Wirkung? Da muss die Ausstellung versagen. Das gleichzeitig herausgegebene „bibliophile Lesebuch“ mit dem Titel „Petrarca 1303-1374“ will dem abhelfen, ist aber mit 48 Euro recht teuer. Hätte hier doch ein Verleger den Mut zum preiswerten „Best of...“ gehabt. Jürgen Schön

„Triumph der Liebe - Dem Dichter Petrarca zum 700. Geburtstag“: Museum für Angewandte Kunst Köln, bis 1. August, Di-So 11-17 Uhr, Mi 11-20 Uhr