Ein dickes Eis für die ganze Welt

Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn eröffnet 28. internationale Antarktiskonferenz im Messe Centrum Bremen und verspricht neue Polar-Station

Bremen taz ■ 850 Naturwissenschaftler aus 39 Ländern tagen derzeit im Bremer Messe-Zentrum. Denn dort findet bis Samstag die 28. internationale Konferenz des Wissenschaftlichen Komitees für Antarktisforschung (SCAR). Parallel dazu tagt der mit Fragen der Antarktis-Logistik befasste Council of Managers of National Antarctic Programs (COMNAP). Ausrichter ist das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut. Dessen Direktor Jörn Thiede wurde 2002 für vier Jahre zum Präsidenten des SCAR gewählt.

Die Bedeutung des Kolloquiums unterstrich gestern die Bundesforschungsministerin: „Antarktisforschung“, so Edelgard Bulmahn (SPD) zur Eröffnung, „ist Forschung für unsere Zukunft.“ Namentlich für den Klimaschutz sei ein „solides Grundlagenwissen über die Wechselwirkungen zwischen Ozean, Eis und Atmosphäre“ vonnöten. Dementsprechend kündigte sie den Bau einer 26 Millionen Euro teuren neuen Antarktis-Station als deutschen Beitrag zum Internationalen Polarjahr an. Das hat das SCAR für 2007/08 ausgerufen.

Auch dessen Vorbereitung steht auf der Tagesordnung der Konferenz. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf aktuellen Ergebnissen der Wissenschaft. Diese werden in 19 thematischen Sektionen diskutiert – denn das ewige Eis ist ein vielseitiger Forschungsgegenstand: So werden Untersuchungen an bei Bohrungen zu Tage geförderten 740.000 Jahre alten Eiskernen vorgestellt. Sie geben Aufschluss über die Entwicklung des Klimas und ermöglichen weit reichende Prognosen. Zugleich ist die Antarktis ein labiles Ökosystem an Extrembedingungen angepasster Lebewesen. Und sie bietet Sternguckern eine optimale Beobachtungsplattform.

Ausgehend von diesem Überblick über Forschungsvorhaben und neue Möglichkeiten der Logistik sollen SCAR- und COMNAP-Konferenz Kooperations-Ideen und Finanzierungsmodelle für die künftige Polarforschung entwickeln. Zu festen Vereinbarungen führen diese Pläne voraussichtlich auf einer Konferenz der SCAR-Delegierten Anfang Oktober in Bremerhaven. Den großen Wurf erhofft sich daher Jörn Thiede von der Tagung unter seiner Präsidentschaft: Er sei „zuversichtlich“, dass mit ihr eine Grundlage „für die nächsten 100 Jahre Polarforschung“ geschaffen werde.

Dass die Forschung im Südpolarkreis auch 46 Jahre nach der Gründung des Komitees noch Basisarbeit zu leisten hat, verdeutlichte der Leiter der SCAR-Abteilung Geowissenschaften, Philipp O’Brien. „Die Oberfläche von Venus und Mars“, benannte der Australier Wissenslücken, „ist genauer kartographiert als der Meeresboden des südlichen Ozeans“. bes