Workshop in Kabul

„Ein Künstler muss sich langsam entwickeln können“: Gudrun Gut, die seit 1994 in Berlin den Ocean Club organisiert, gastiert mit ihrem Kollektiv im Click. Ein Interview über ihr Label Monika Enterprise und neue Produktionen

Bereits seit Beginn der 80er Jahre in der Berliner Musikszene aktiv (Mania D, Malaria!), initiiert Gudrun Gut 1994 den Ocean Club. Im Herbst 2002 tourte das Kollektiv, das Clubabende veranstaltet und eine eigene Show über das Berlin-Brandenburger Radio Eins sendet, durch China. Neben Gudrun Gut waren die Mitglieder Thomas Fehlmann und das Elektronik-Dub-Duo Bus mit dabei. Samstag abend gastiert der Ocean Club im Click. Ein Interview mit Gudrun Gut über die Compilation „Ocean Club for China“ und ihr Label Monika Enterprise.

taz hamburg: Es geht das Gerücht um, Monika Enterprise sei an Universal verkauft worden.

Gudrun Gut: In finanzieller Hinsicht wäre mir das ein Vergnügen! Doch das ist Quatsch. Vielleicht verwechselt jemand Universal mit Labels. Die Barbara Morgenstern-Platte Nichts muss haben wir ja in Kooperation mit Labels veröffentlicht.

Vielleicht sollte Monika im Gegenteil mal einen Major übernehmen. Sieht man sich die neuesten Monika-Alben an – Barbara Morgenstern, Contriva, Masha und Komeït – dann sind das bis auf die Quarks jene Bands, mit denen Monika 1997 angefangen hat.

Das Label klein halten, dafür aber auf die Künstler eingehen, das ist unsere Strategie. Junge Künstler müssen sich langsam verbessern können und nicht gleich einen Hit haben müssen.

Im November 2002 warst du als Mitglied des Ocean Club mit Thomas Fehlmann und anderen auf China-Tour. Jetzt wird dort eine Compilation erscheinen.

Der Organisator unserer Tour versucht schon lange, dort ein Label zu betreiben. Aber gerade was Kultur anbetrifft, hat der Staat China noch sehr den Daumen drauf. Im September erscheint in Deutschland und China die Compilation Ocean Club for China. Dafür kooperieren wir mit V2 Records. Wir mussten für China alle Texte einreichen. Der Staat prüft, ob da nichts Aufmüpfiges drinsteht.

Ist es für Frauen leichter geworden, Musik zu machen?

In Berlin ist es gut gemischt. Aber wenn dann eine Frauenband „eine Frauenband“ genannt wird und eine Männerband nicht „eine Männerband“, stimmt irgendwas nicht.

Die aktuelle Single auf Monika kommt von der Burka Band. Und die nennst du selbst „die erste afghanische Frauenband“.

Ja. Da zählt ja die Situation. Drei Frauen haben zum ersten Mal überhaupt die Chance, in Afghanistan Musik zu machen.

Das Video zu Burka Blue wirkt wie ein irreführendes Prank des Ata Tak-Labels, das als Verlag des Songs fungiert. Stecken da wirklich afghanische Frauen in den Burkas und singen: „My Mother Wears Blue Jeans Now And I Am So Surprised“?

Das habe ich Frank Fenstermacher von Ata Tak auch sofort gefragt, denn an einem Prank habe ich kein Interesse. Die Realität ist: Kurt Dahlke, Frank Fenstermacher und Saskia Klitzing von der Ata Tak-Band A Certain Frank haben das mitproduziert. Die waren vom Goethe-Institut nach Kabul eingeladen, um einen Musik-Workshop zu leiten. Und dass dabei überhaupt was rausgekommen ist: Das finde ich lohnend genug, den Song zu veröffentlichen. CHRISTOPH BRAUN

Sonnabend, 23.8., 23 Uhr, Click: Oceanclub. Mit Gudrun Gut und Thomas Fehlmann. Special Guest: Lawrence