DER MORGEN DANACH

Auf der Pressekonferenz am Morgen nach der „Parsifal“-Premiere galt eine Nachfrage der rüden Äußerung des Parsifal-Sängers Endrik Wottrich im Bayrischen Rundfunk, er sähe die Inszenierung Schlingensiefs so kritisch, dass er im nächsten Jahr nicht mehr zur Verfügung stünde. Festspielleiter Wolfgang Wagner kommentierte diese Äußerung seinerseits kritisch und ergänzte: „Künstlerische Freiheit ist auch ein freies Maul.“

Gefragt nach künftigen Opernplänen, stellte Schlingensief den nahen Vertragsabschluss – „wir sind guter Hoffnung“ – über die Opernzusammenarbeit mit einem großen Kunstmuseum in Aussicht; zum Ort ließ er sich ein vages „das Ausland ist sehr interessiert“ entlocken. Mit den Worten „Parsifal gehört ja nicht nur Bayreuth“ kündigte er einen „Parsifal“ für November in Berlin an, den er – in Anlehnung an die Demonstration vor dem Festspielhaus gegen Sozialabbau – „Volks-Parsifal“ nennen werde. Außerdem träume er davon, nach seinen bereits fünf Reisen nach Namibia, ehemals Deutsch-Südwest, dort einen alten Festsaal zu nutzen, in dem eine Partitur des Wagner’schen „Rings“ schlummere und in dem er am liebsten den ganzen „Ring“, mindestens aber die „Götterdämmerung“, zeigen möchte.

Wer denn nun in Bayreuth 2006 nach der Absage Lars von Triers den „Ring“ inszenieren wird, bleibt bis zum Ende der diesjährigen Festspiele ein Geheimnis. Wolfgang Wagner gab sich optimistisch und entspannt: „Die Verhandlungen sind sehr weit gediehen. Sie werden sich wundern, wer es wird.“ SZ