Eckhoff: Windkraft rechnet sich

In fünf Jahren soll jeder zehnte bremische Haushalt seinen Strom aus Windenergie beziehen. Bauressort will niedersächsischen Umweltminister in die Schranken verweisen – weil bremische Unternehmen Offshore-Anlagen bauen wollen

Bremen taz ■ 18.000 bremische Haushalte werden derzeit in Bremen durch Strom aus Windenergieanlagen versorgt. In den kommenden fünf Jahren soll sich diese Zahl fast verdreifachen. 47.000 Kilowattstunden speisen die Windmühlen derzeit ein, dadurch werden die CO2-Emissionen um 40.000 Tonnen pro Jahr verringert. Bisher schon sind 1.000 Arbeitsplätze in Bremen mit der Windenergie verbunden. Solche Sätze könnten von dem grünen Bundes-Umweltminister Jürgen Trittin stammen, gestern kamen sie von CDU-Bausenator Jens Eckhoff. In den kommenden Jahren will Eckhoff die jährliche Windenergie-Produktion um ca. 80.000 Kilowattstufen erhöhen. Für sieben Standorte hat seine Behörde Flächennutzungspläne vorbereitet. Neue Anlagen sollen in den Industriehäfen, in Seehausen, in Mahndorf und im Überseehafen Bremerhaven aufgestellt werden können, bestehende Standorte wie die Stahlwerke sollen ausgebaut werden.

Mit der Ankündigung der neuen energiepolitischen Ziele will Eckhoff ausdrücklich „Zeichen setzen in der aktuellen Diskussion um Windenergie.“ Hatte bisher CDU-intern vor allem der Wirtschaftssenator Bedenken gegen industrienahe Standorte gehabt, so hat Eckhoff dieses Problem derzeit nicht: „Der amtierende Wirtschaftssenator ist mit der Planung einverstanden“, witzelte er. Das nämlich ist seit dem Rücktritt von Hartmut Perschau er selbst.

Nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für die Standortpolitik sei die intensive Förderung der Windkraft eine „Erfolgsgeschichte“, betonte Eckhoff. 1997 hatte der Senat das erste Programm mit insgesamt 21 Anlagen an sieben Standorten beschlossen, nun soll es eine zweite Ausbaustufe geben. Damit will Eckhoff ganz nebenbei auch die bremische Position für die Ansiedlung von Betrieben aus dem Bereich der Offshore-Windkraft-Nutzung verbessern. Ein „Zukunftsmarkt“ sei das, betonte er. In drei Jahren werde das die Betriebe auslasten, das aktuelle bremische Programm solle auch helfen, bis dahin die „Branche zu stabilisieren“.

Streit um das Thema gebe es nicht nur in Berlin, wo Umweltminister Trittin und SPD-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement „aufeinander einprügeln“. Auch beim Nachbar Niedersachsen habe sich Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) als „Bedenkenträger“ geoutet. Er bekomme bei dem Streit „leicht graue Haare“, meinte Eckhoff, Sander scheine „leicht überfordert“. Eckhoff will nun dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) einen Brief schreiben und ihn auffordern, „Tacheles zu reden gegenüber Sander“, kündigte er an.

Was die Rentabilität der Windkraft angeht, ist Eckhoff so optimistisch wie Trittin: In zehn Jahren werde das Preisniveau der Windenergie dasselbe sein wie das anderer Strom-Quellen. Vor allem deshalb, weil neue Kraftwerke gebaut werden müssten und die Kosten für die Investitionen auf den Strompreis aufgeschlagen würden. Und wenn, so Eckhoff, in China 1,5 Milliarden Menschen meinten, sie müssten auch Auto fahren, dann werde der Ölpreis „explodieren“.

Zudem mache die Technik der Windenergie Fortschritte. Heutige Windräder sind höher, bringen mehr Stromleistung und sind leiser geworden. Natürlich, meinte Eckhoff ganz offen, würden „einzelne Anwohner auch betroffen sein“, insbesondere durch den Schattenwurf. kawe