der kommentar
: Da wedelt noch was in Bayreuth

Schlingensiefs „Parsifal“-Inszenierung bringt’s doch noch zum Skandal. Schön so – für Medien und Wagnerianer

Wie gut, dass der Schwanz nun doch mit dem Hund wedeln darf. Zwar mit nicht ganz so großem weltpolitischen Ausmaß wie in Barry Levinsons Film „Wag the dog“ – aber immerhin wedelt was. Mit einem kleinen Unterschied: Während Levinson einen Sexskandal des US-Präsidenten mit einem fiktiven Krieg vertuschen lässt, bringt in Bayreuth die Nicht-Existenz eines Skandals den Hund in Schwung.

Wenn ein Christoph Schlingensief – von Medien gern zur Skandalnudel stilisiert – Wagner inszeniert, so das Kalkül, ist der Eklat nicht weit. Tatsächlich erregte die Premiere des „Parsifal“ niemanden – was wiederum die Berichterstatter sehr erregte.

Glücklicherweise gelang dem Nordbayerischen Kurier nun jedoch, was viele so herbeisehnten. Schlingensief selbst hatte ja Vorarbeit geleistet, indem er auf der Premieren-Pressekonferenz Eklat-Taugliches ausmachte: den Parsifal-Sänger Endrik Wottrich, der ein „Deutschland vertrete, das rein bleiben“ müsse. Grund der vermeintlichen Aufwallung: Wottrichs Anmerkung, dass „Neger“, schwarzhäutige Statisten, im ästhetischen Konzept von Wagner doch fraglich seien. Wottrichs Antwort im Nordbayerischen Kurier: Schlingensief sei der „Rassist“, weil er sie nur als Statisten einsetze. Außerdem: „Wer ist hier eigentlich der absolute Nazi?“

„Neger“, „Nazi“: gute Stichworte, die das Skript für einen Skandal grundieren. Klassisch Bayreuth eben! SUSANNE LANG