BVG streut sich Asche aufs Haupt

BVG will Fehlverhalten von privaten Kontrolleuren ahnden. Die Kontrollen will sie – trotz Beschwerden – ausweiten

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen trotz Beschwerden an den von privaten Dienstleistern durchgeführten Fahrgastkontrollen festhalten. Dies kündigte der Chef des landeseigenen Unternehmens, Andreas Graf von Arnim, gestern an. Von Arnim machte zudem deutlich, dass die BVG die Zielvorgabe an die privaten Sicherheitsdienste, pro Jahr eine gewisse Zahl von Schwarzfahren zu ertappen, nicht ändern werde. Die Sicherheitsfirmen waren in die Kritik geraten, nachdem sich Berliner und Touristen über rüdes Verhalten von Kontrolleuren beschwert hatten.

Die BVG verfolge die Diskussion über die Fahrscheinkontrollen „mit tiefer Betroffenheit“, so von Arnim. „Wir gehen jedem Zwischenfall, der uns gemeldet wird, sofort nach und ahnden umgehend und konsequent jeden Zwischenfall.“ Dies gebiete der Respekt vor den Kunden.

Die Verkehrsbetriebe kündigten weitere Initiativen an. So soll geprüft werden, ob in Zukunft noch deutlicher und mehrsprachig auf die Pflicht zur Entwertung von Fahrscheinen hingewiesen werden könne. Augenmerk soll auch auf die Kontrolle der Kontrolleure gelegt werden. „Don’t expect but inspect“, umschrieb BVG-Chef von Arnim sein Motto. 10 bis 15 BVG-Mitarbeiter sind gegenwärtig im Einsatz, um die rund 180 privaten Kontrolleure zu überwachen. Etwa 20 Kontrolleure seien in diesem Jahr aufgrund von Fehlverhalten bereits entlassen worden, hieß es.

Schwarzfahren könne nicht geduldet werden, betonte der BVG-Chef. Bei einer durchschnittlichen Schwarzfahrerquote von 7 Prozent entstehe ein Schaden von mindestens 20 Millionen Euro, der letztlich auf den Steuerzahler zurückfalle. Die BVG wolle deshalb die Kontrolldichte auszuweiten – von 0,98 Prozent 2002 auf 1,3 Prozent in diesem Jahr. Das entspreche 10 Millionen kontrollierten Fahrgästen im Jahr. Auf den einzelnen Tag heruntergebrochen, bedeuten diese Zahlen, dass die rund 180 privaten Kontrolleure, die in Viererteams unterwegs sind, täglich zwischen 35 und 45 Schwarzfahrer ertappen.

Der vertragliche Clou zwischen BVG und Sicherheitsfirmen ist nun: Der Beweis dafür, dass eine bestimmte Anzahl Fahrgäste kontrolliert wurde, wird über die Zahl der ertappten Schwarzfahrer erbracht. Andersherum: Erst wenn die Quote erfüllt ist, haben die privaten Kontrolleure gezeigt, dass sie gearbeitet haben. Dieses System, das die Kontollteams dazu verleiten könnte, so schnell wie möglich „ihre“ 35 bis 45 Schwarzfahrer zu erwischen, soll nicht geändert werden.

Die Verkehrsverwaltung wertete gestern die BVG-Ankündigung, Fehlverhalten von Kontrolleuren zu ahnden, als „Schritt in die richtige Richtung“, wie Behördensprecherin Petra Rohland sagte. Bewertet werden müsse aber nicht die Ankündigung, sondern deren Ergebnis. Auch die Berlin Tourismus GmbH (BTM) begrüßte die neue BVG-Initiative. BTM-Sprecherin Natascha Kompatzki betonte jedoch: „Es liegt im Interesse Berlins, aggressives Verhalten von Kontrolleuren zu stoppen.“

RICHARD ROTHER