Vetternwirtschaft in Hamburg

betr.: „Kein neuer Held des Homovolks“ von Jan Feddersen, „Schill-out in Hamburg“, taz vom 20. 8. 03

Von all den Medien-Kommentatoren, die sich zur Schill/Beust-Affäre geäußert haben, ist Jan Feddersen der einzige, der den eigentlichen Skandal erkannt hat und – wenn auch nur ganz verhalten – aufgreift: dass nämlich auch in Hamburg Vetternwirtschaft blüht, dass Privates und Politisches vermengt werden. Dabei spielt es gar keine Rolle, ob Ole von Beust schwul ist und/oder ein sexuelles Verhältnis mit dem Justizsenator Kusch hat. Entscheidend ist, dass von Beust einen persönlichen Jugendfreund in ein hohes politisches Amt gehievt hat, mit dem ihn zudem noch durch die Vermietung einer Wohnung finanzielle Interessen verbinden. Getrieben durch die Abneigung gegen Schill stellen sich fast alle Medien – reflexhaft und politisch korrekt – schützend vor den zwangsgeouteten von Beust, ohne den eigentlichen Politskandal der Hamburger CDU zu thematisieren. […] ULRICH RÖMER, Velbert

In Hamburg hat ein reinigendes politisches Gewitter stattgefunden. Leider fehlt aber der dazugehörige Platzregen, der das Überkommene hinwegspült. Ronald Barnabas Schill bleibt auch ohne Senatorenposten im Hamburger Rathaus allgegenwärtig. Als Bürgerschaftsabgeordneter und Parteivorsitzender der nach ihm benannten Partei kann er auch weiterhin großen Einfluss auf die Geschicke des Hamburger Senates ausüben, nur eben über Umwege. CDU und FDP handeln mit ihrer „Augen zu“-Strategie zum Unwohle der Stadt und gegen ihre eigenen demokratischen Gründungsgrundsätze. RASMUS PH. HELT, Hamburg

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