press-schlag
: Hertha BSC verweigert weiterhin konsequent den erfolgreichen Torschuss

Huub Stevens, die Null und das Nichts

Eines steht fest: Einen Gegner, der sie so freundlich zum Toreschießen einlädt wie die Frankfurter Eintracht am Samstag im Waldstadion, wird die Hertha in dieser Saison nicht mehr bekommen – es sei denn, Frankfurt im Rückspiel. Das findet allerdings erst am 21. Februar statt, und es ist gut möglich, dass bis dahin an Stelle von Bobic, Wichniarek, Rafael und Konsorten die Herren Preetz, Dieter Hoeneß, Erich Beer sowie Maskottchen Herthinho stürmen. Trainer wird natürlich längst nicht mehr Huub „Doppelnull“ Stevens sein, sondern zum Beispiel jener Griechen-Zampano, der sich in der Bundesliga einstmals einen Namen als „Otto Torhagel“ machte – wenn auch beim 0:12 seiner Dortmunder gegen Gladbach in der verkehrten Richtung.

Seitdem weiß Otto Rehhagel aber wenigstens, wie es geht, im Gegensatz zu Stevens, der nach dem dritten 0:0 in Folge leicht trotzig den bemerkenswerten Satz äußerte: „Ich weiß auch keine Antwort auf die Frage, warum wir keine Tore schießen.“ Dabei ist es doch so einfach. Man muss nur Fredi Bobic fragen. „Uns fehlt in der zentralen Position die Geilheit, in Tornähe zu kommen.“ Nun könnte man einwenden, dass Bobic in Tornähe momentan eher die Fähigkeit fehlt, die zentrale Position des vor ihm liegenden Balles zu treffen, doch das wäre kleinlich. Und überhaupt: „Es kotzt mich an, immer über Bobic zu reden“, poltert Huub Stevens.

Uns auch. Reden wir also über Stevens. Der bereut wahrscheinlich nichts so sehr, wie einmal den Satz mit der Null gesagt zu haben, die stehen muss, ohne zu präzisieren, auf welcher Seite des Doppelpunkts. Im Grunde gibt es aber keinen wirklichen Grund für den niederländischen Coach, nervös zu werden. Schließlich sind es erst 367 torlose Bundesliga-Minuten, bei Schalke hat er dagegen schon einmal 401 durchgestanden. Das war im März 2001, und zwei Monate später war Huub sogar vier Minuten lang Meister. Damals wurde Schalke im Übrigen durch ein Leverkusener Eigentor erlöst, warum sollte Hertha im nächsten Match gegen Hannover nicht Ähnliches gelingen. Es sei denn, Bobic … okay, Schwamm drüber.

Bis es so weit ist, kann sich Hertha an Leidensgenossen aufrichten, die es weit übler erwischte. Die Türkei etwa musste nach ihrem torlosen Dreierpack in der EM-Vorrunde 1996 vier Jahre warten, bis sie sich rehabilitieren konnte. Und die lokale Kollegenschaft von Tasmania 1900 blieb in der dritten Bundesligasaison sogar 826 Minuten clean. Acht volle Spiele lang stand damals die Null.

MATTI LIESKE