Rating hilft auch den Aktionären

Agenturen bewerten Unternehmen vor allem für Besitzer und Käufer von Anleihen

Die zunehmende Bedeutung und Beachtung von Ratings, also der Qualitätsnoten für Anleiheemissionen, hängt damit zusammen, dass sich auch deutsche Unternehmen stärker als früher über Anleiheemissionen finanzieren. Und auch bei diesen Ratings beweist sich: Je besser ein Unternehmen und je besser sein Rating, desto geringer ist der Zins, den es an den Märkten bezahlen muss. Wird das Rating schlechter, ändert sich also die Bonität des Unternehmens zum Schlechten hin, muss es an den Märkten auch mehr Zinsen für seine Kapitalaufnahmen bezahlen.

Weltweit werden diese Schulnoten der großen Rating-Agenturen, im Wesentlichen also der beiden großen amerikanische Häuser Standard & Poors sowie Moodys, daneben in Europa noch der Agentur Fitch IBCA, von den Marktteilnehmern stark beachtet. Sie bestimmen darüber, welche Zinsen ein Unternehmen an den Anleger zahlen muss, um überhaupt Geld zu bekommen. Und diese Schulnoten werden naturgemäß auch von den Aktienanlegern beachtet. Die Verschlechterung eines Unternehmensratings ist auch für sie ein Warnsignal. Doch wurden zuletzt diese Zusammenhänge wegen des vorrangigen Sicherheitsstrebens der Anleger nicht bedacht. Früher war zu beobachten, dass bei fallenden Aktienkursen auch die Unternehmensanleihen litten. Dahinter stand die Überlegung, dass mit den offensichtlich bei den Unternehmen erwarteten sinkenden Erträgen auch deren Bonität als Schuldner leiden würde. In der nun über drei Jahre dauernden Aktienbaisse und auf der Suche nach sichereren Anlagen als Aktien, die dann auch noch eine höhere Rendite als die nur noch mager verzinsten Staatsanleihen abwerfen, haben Anleger in zunehmendem Maße die Unternehmensanleihen (corporate bonds) entdeckt. Ihre starke Nachfrage nach diesen Titeln ließen die Anleihekurse steigen und die Renditen der Bonds entsprechend sinken, obwohl auf der anderen Seite die Aktienkurse dieser Gesellschaften auf Grund der Vernachlässigung durch die Anleger in den Keller gingen. Allerdings ist zu überlegen, so meint das Deutsche Aktieninstitut (DAI), ob dieses starke Sicherheitsbewusstsein nicht eine aus der langjährigen starken Baisse entstandene vorübergehende Verhaltensweise ist. Wird sie sich nicht ändern und normalisieren, wenn wirtschaftliche und geopolitische Faktoren die Aktienanlage wieder interessanter erscheinen lassen? Und dann sollten gute Rating-Noten wieder positiv für Aktien und Bonds wirken und schlechte Noten umgekehrt negativ für beide Anlagetitel. BRUNO HIDDING

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