PSA braucht noch Zeit

Die Bilanz der Personal Service Agenturen (PSA) nach zwei Monaten ist verheerend: Lediglich zwei Leiharbeiter wurden in regulären Job übernommen. Arbeitsamt will nach halbem Jahr Bilanz ziehen

von RICHARD ROTHER

Seit drei Wochen ist sie bei einer Berliner Personal Service Agentur (PSA) eingestellt. Ein konkretes Arbeitsangebot der PSA, eine Art vom Arbeitsamt gesponserte Zeitarbeitsfirma, hat die Mediengestalterin aber noch nicht gesehen. „Die wollen sich erst einmal ein Bild von mir machen.“ Ganz unzufrieden ist die Frau, die sich ein paarmal mit ihrer Beraterin zu einem persönlichen Gespräch getroffen hat, mit dieser Unterbeschäftigung aber nicht. Sie bekomme schließlich Geld dafür und auch das Klima sei wesentlich angenehmer als auf dem Arbeitsamt. Außerdem sei der Anspruch lobenswert, sie für möglichst lange auf eine Stelle zu vermitteln. „Die PSA bemüht sich, ich bemühe mich, aber das kann halt dauern.“

Die PSA allerdings kommen in Berlin nur schwer in den Tritt. Von rund 450 in PSA Beschäftigten wurden erst zwei in einen regulären Arbeitsvertrag übernommen – was letztlich die Haupthoffnung der nach dem VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz benannten Arbeitsmarktreform ist, zu deren Instrumenten auch die PSA gehören. Die Idee: Arbeitslose in Firmen verleihen, die diese dann irgendwann, je nach Eignung und Marktlage, einstellen.

Das Landesarbeitsamt hat für die magere Zwischenbilanz zwei Erklärungen. „Wir haben im Moment nicht Rahmenbedingungen dafür, dass Unternehmen als Entleiher von Beschäftigten auftreten.“ Man müsse den PSA, die in Berlin erst seit acht Wochen liefen, auch eine Chance geben. Nach ungefähr sechs Monaten könne man eine erste seriöse Bilanz ziehen.

Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) sieht sich in seiner Skepsis gegenüber den PSA allerdings bestätigt. „Die schlechten Vermittlungsergebnisse überraschen uns überhaupt nicht“, sagte sein Sprecher Christoph Lang gestern. Es gebe eben nur 7.000 offene Stellen bei über 300.000 Arbeit Suchenden. „Es fehlen ganz einfach Arbeitsplätze, da hilft es nicht, schneller zu vermitteln.“

Die Grünen-Fraktionschefin Sibyll Klotz sieht das ähnlich. „Die Hoffnungen, die in die PSA gesteckt wurden, waren überzogen.“ Allerdings würden sie auch konzeptionslos angeboten. „Man muss sich überlegen, wen man erreichen will.“ So sei es versäumt worden, gezielt auf Branchen mit saisonalem Arbeitskräftebedarf zuzugehen, etwa im Hotel- und Gaststättenbereich. „Hier ist auch der Senat gefragt.“

Kritik kam gestern auch von IHK und DGB. „Es war nie einzusehen, warum es sinnvoll sein soll, dass die Bundesanstalt für Arbeit funktionierenden Personalvermittlern Konkurrenz machen will“, so IHK-Sprecher Stefan Siebner. „Klar, dass das kein großer Erfolg werden konnte.“

„Die PSA sind ein Flop“, so DGB-Sprecher Dieter Pienkny. Wenn auf eine freie Stelle in Berlin 40 Bewerber kämen, sei das kein Wunder. Die ganzen arbeitsmarkt- und steuerpolitischen „Wundertüten“ der rot-grünen Bundesregierung hätten nichts gebracht. So seien die Steuerentlastungen in Höhe von 40 Milliarden Euro, die die Bundesregierung den Unternehmen 2002 im Vergleich zum Vorjahr gewährt habe, mit der möglichen Schaffung von Arbeitsplätzen begründet worden. Pienkny: „Ich frage mich: Wo ist die Kohle geblieben?“