Lösung für Strauss

Bis Ende März stellt Bremen 55.000 Euro bereit, um die Erben des jüdischen Industriellen Ottmar Strauss für den Verlust von drei Werken zu entschädigen, die seit 1935 in der Böttcherstraße ausgestellt werden. Das versicherte Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz (SPD) gestern auf einer von den Grünen initiierten Diskussion über den Umgang mit „NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut“. Je 15.000 Euro stellen demnach das Kultur- und das Finanzressort bereit, 25.000 sollen von Privatleuten und Unternehmen gesammelt werden. Wie darüber hinaus ein zu gründender Restitutions-Fonds zu füllen sein könnte, ist noch ungeklärt.

1998 legten die „Washington Principles“ fest, dass auch zivilrechtlich verjährte Ansprüche jüdischer Altbesitzer „einer fairen und gerechten Lösung“ zugeführt werden müssen, 1999 wurde dies durch eine „Gemeinsame Erklärung von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden“ bekräftigt. Weitere acht Jahre später fanden sich die Bremer Sammlungsleiter zu einer Erklärung zusammen, die die „Notwendigkeit zu verstärkter Provenienzforschung in den Bremer Museen“ dokumentierte. Damit verbunden war „die dringende Aufforderung“ an den Kultursenator, kurzfristig entsprechende Mittel zur Verfügung zu stellen.

Nach Angaben des Kulturressorts hat bislang lediglich die Böttcherstraße von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, derartige Projektmittel zu beantragen. Mit 5.000 Euro für eine studentische Kraft unternahm man eine Erstuntersuchung nach verdächtigen Erwerbsumständen – und entdeckte die nun zur Restitution anstehenden Strauss-Werke. Faktisch zum Abschluss kam bislang nur ein einziger Restitutionsfall in Bremer Museen: 2006 entschädigte die Kunsthalle die Erben eines jüdischen Kunsthändlers.

Die vom Kulturressort initiierte 2007er-Erklärung forderte ferner die Beauftragung einer Spezialistin, die für zweieinhalb bis fünf Jahre „systematisch die einzelnen Häuser“ unterstützen sollte. Stattdessen wurde die dafür ins Auge gefasste Provenienzexpertin Ute Haug bei der Hamburger Kunsthalle angestellt. Auch Hannover und Köln haben solche Forscher engagiert.

Henning Bleyl