Stahl kocht trotz Boom auf Sparflamme

Thyssen Krupp und die Duisburger Hüttenwerke kündigen trotz guter Auftragslage Sparprogramme an und wollen rund 1.600 Arbeitsplätze in der Region abbauen. Die Firmen nennen Kostendruck auf dem Weltmarkt als Begründung

DUISBURG taz ■ Die führenden Stahlkonzerne im Ruhrgebiet, Thyssen Krupp Stahl und die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM), werden in den nächsten Jahren trotz guter Auftragslage und eines Booms in der Stahlbranche umfangreiche Sparprogramme durchführen. Ziel sei es, durch Kostensenkungen langfristig den Standort zu sichern, teilten die Unternehmen gestern mit.

Demnach will Thyssen Krupp bis September 2007 jährlich 200 bis 250 Millionen Euro einsparen. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers wird dies voraussichtlich zu einem Abbau von rund 1.100 Stellen im Tochterunternehmen TK Steel führen. Die Betriebsräte haben dem „Projekt 2006“ genannten Sparpaket bereits zugestimmt.Neben dem Abbau von Personal soll insbesondere beim Rohstoffeinkauf, in der Verwaltung und in der Produktion gespart werden. Weitere Einsparungen sollen durch den Verkauf der Unternehmenssparte Special Materials erzielt werden, die drei Werke in NRW betreibt. Die Werke, in denen rund 4.200 Beschäftigte arbeiten, sollen unter einem neuen Besitzer erhalten bleiben.

Die Sparmaßnahmen für die Duisburger Hüttenwerke Krupp Mannesmann, die zu 50 Prozent Thyssen Krupp gehört, seien mit den Betriebsräten des Unternehmens abgesprochen, aber noch nicht fixiert, bestätigt Peter Gasse, Arbeitsdirektor bei HKM. Das Sparprogramm bei den Hüttenwerken sieht den Abbau von 460 bis 570 Stellen vor. Betriebsbedingte Kündigungen sollen aber vermieden werden. Insgesamt sollen auf diese Weise 100 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.

Thyssen Krupp und die Hüttenwerke gehören zu den führenden Stahlproduzenten in Deutschland. Im vergangenen Jahr erzielte TK Steel mit 50.000 Beschäftigten einen Umsatz von rund 12 Milliarden Euro. Die Stahlproduktion belief sich auf 17 Millionen Tonnen. HKM produzierte mit seinen 3.500 Beschäftigten im gleichen Zeitraum 5,6 Millionen Tonnen Stahl.

Beide Unternehmen erhoffen sich von den Einsparungen eine bessere Weltmarktposition im Wettbewerb mit Marktführer Acelor, der im vergangenen Jahr 40 Millionen Tonnen Stahl herstellte.

ULLA JASPER