Kölner Investor sucht autolose Genossen

In der geplanten autofreien Siedlung in Nippes sollen verschiedene Bau- und Wohnformen möglich sein. Ab nächstem Jahr kann gebaut werden. Noch fehlen genügend Mieter und Käufer. Auch der Grundstückspreis steht nicht fest

KÖLN taz ■ „Für meine Kinder wäre das ideal“, beschreibt Bettina Schmoll ihre Hoffnungen. Die alleinerziehende Mutter ist eine von rund 50 Interessenten, die sich am Dienstag Abend in der Alten Feuerwache über die geplante autofreie Siedlung in Nippes informierten. Der Arbeitskreis „Autofreie Siedlung Köln e.V.“ (ASK) stellte mit Genossenschaft oder Baugemeinschaft zwei mögliche Formen des gemeinschaftlichen Bauens, Wohnens und Besitzens vor.

Eine Woche zuvor hatte der Rat auf der letzten Sitzung vor der Sommerpause den Bebauungsplan für die Siedlung an der Kempener Straße verabschiedet. Auf einem Areal von vier Hektar sollen rund 450 Wohneinheiten entstehen. Sie verteilen sich auf Einfamilienhäuser mit Garten bis zum viergeschossigen Wohnhaus. Auch einige Ladenlokale für die Versorgung der Bewohner sind geplant.

Derzeit gibt es schon ein paar Interessengruppen, die in der neuen Nippeser Siedlung leben möchten. „Rund 50 Prozent der Nachfrager wollen als Käufer und Bauherren in das Projekt einsteigen“, so Angela Schneider-Sedlaczek, Sprecherin des ASK. Die andere Hälfte möchte lieber als Mieter dort wohnen. Die Interessenten an einer Genossenschaft bildeten eine Schnittmenge, da sie ja Mieter und Anteilseigner zugleich seien.

Mit dem ersten Bauabschnitt soll im nächsten Jahr begonnen werden. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Der Investor für die Siedlung, die Kontrola GmbH, hat eine Option auf das noch im Besitz der Bahn befindliche Grundstück bis Mitte 2005. Von der Nachfrage hängt jetzt die Verwirklichung der autofreien Siedlung ab. Beim letzten Infoabend seien 100 Menschen gekommen, gibt sich Schneider-Sedlaczek optimistisch. Doch das Kardinalproblem ist: Die Grundstückspreise liegen noch nicht fest. „Gehen Sie von den üblichen Neubaupreisen in Nippes aus“, rät sie den verunsicherten Interessenten. Der bewegt sich derzeit zwischen 1.900 und 2.500 Euro pro Quadratmeter.

Letztlich ist die Entscheidung für eine der Interessengruppen, die von der ASK koordiniert und unterstützt werden sollen, vom jeweiligen Geldbeutel abhängig. Zehn Interessenten tragen sich an diesem Abend in die Liste „Genossenschaft“ ein. Bettina Schmoll hat sich für eine Baugemeinschaft „Wohnen mit Kindern“ gemeldet. „Eine Baugemeinschaft ist für mich einfach kostengünstiger“, begründet die junge Mutter ihren Entschluss.

Was die Besonderheit der Siedlung angeht, versichert die ASK-Sprecherin, dass sie „hundertprozentig autofrei“ werde. Schneider-Sedlaczek tritt damit Bedenken der Nachbarschaft entgegen, die befürchtet, mit den neuen Anwohnern könnte die Parkplatzsuche im Viertel noch schwieriger werden. „Die Bewohner dürfen kein Auto besitzen“, erklärt Schneider-Sedlaczek die Regeln. Und sie bekämen auch keinen Anwohnerparkschein für Nippes. Auf der eingeplanten Fläche für eine „Mobilitätsstation“ gäbe es ausschließlich einige Stellplätze für Besucher und Behinderte. Außerdem werde dort ein Carsharing-Angebot gemacht. Thomas Spolert