Versicherung lässt forschen

Landesversicherungsanstalt Oldenburg-Bremen stiftet der Bremer Uni eine Professur für Rehabilitationsforschung mit Schwerpunkt Psychosomatik

bremen taz ■ Als Versicherer für Kuren oder andere Rehabilitationsmaßnahmen zahlen – aber die genaue Wirkung der kostenträchtigen Eingriffe nicht genau kennen? Damit soll es im Nordwesten bald vorbei sein: Die Landesversicherungsanstalt Oldenburg-Bremen finanziert der Universität Bremen jetzt eine Stiftungsprofessur, die das Dunkelfeld der Wirkung von Rehabilitationsmaßnahmen erhellen soll.

Ungewöhnlich dabei: Erstmals ist eine solche Stelle nicht an einem medizinischen Fachbereich angesiedelt – sondern im Fachbereich der Human- und Geisteswissenschaften der Bremer Uni. Dort schließt die gestiftete Professur „Rehabilitationsforschung“ an eine demnächst auslaufende Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft nahtlos an. Zwei halbe Stellen für wissenschaftliche Mitarbeit stellt die Universität bereit.

500.000 Euro an LVA-Mitteln fließen in den kommenden sechs Jahren so an die Weser. Gerade weil das Geld derzeit knapp sei, werde sich eine solche Investition auszahlen, so der Vorstandsvorsitzende der LVA, Eberhard Schodde. „Es geht darum, größte Effektivität für unsere Versicherten zu erreichen.“ Bei steigender Lebenserwartung und sinkenden Einnahmen sei dies die Aufgabe der Zukunft. Der Umfang der Ausgabe „ist für uns aber ein dickes Ding“, sagte der LVA-Chef gestern deutlich. Üblicherweise zahle die LVA bislang für kleinere Forschungsaufträge, unter anderem im Suchtbereich.

Die LVA Oldenburg-Bremen zählt mit rund 250.000 aktiven Mitgliedern zu den kleineren Landesversicherungsanstalten in Deutschland. 60 Millionen Euro gibt sie jährlich für die Rehabilitation ihrer Mitglieder aus. Darunter für rund 700 PatientInnen, die wegen seelischer Krankheiten einen Klinikaufenthalt antreten sowie rund 3.500 chronisch Rückenleidende. In keinem Land der Welt sei das System der Kuren so ausgeprägt – doch sei es anderswo um die Volksgesundheit deshalb nicht schlechter bestellt, erklärte gestern LVA-Chef Schodde. Dies rechtfertige die Überprüfung des Ausgabensystems.

Seit Mai ist die Berufung der Stressforscherin Petra Hampel auf die Professur ausgemachte Sache. Neuer Schwerpunkt ihrer Tätigkeit wird dabei die Erforschung von Depressionen als Risikofaktor in der Wiedereingliederung sein. „Bei rund 40 Prozent aller Herzinfarkte gilt die Depression als eine Nachwirkung, die die Wiedereingliederung der Patienten in den Beruf erschwert“ , so Hampel. Viel zu wenig sei auch über die psychosomatischen Folgen chronischer Schmerzkrankheiten, darunter auch Rückenleiden, bekannt. Zwar gebe es mittlerweile gutes Datenmaterial, nicht jedoch darauf abgestimmte Maßnahmenkataloge für die Rehabilitation.

Diese will die Wissenschaftlerin in Zusammenarbeit mit spezialisierten Kliniken erarbeiten und im Vergleichstest auf ihre Effektivität hin überprüfen. Dabei soll auch die geschlechtsspezifische Wirkung der Maßnahmen in den Fokus der Forschung geraten. Die LVA spiele bei dieser Schwerpunktsetzung die Rolle eines Partners, so der Vorstandsvorsitzende Schodde. ede