Junge Union wirbt mit viel nackter Haut

Der CDU-Nachwuchs in Verden will mit doppeldeutigen Botschaften neue Mitglieder gewinnen und löst damit heftige Proteste aus. „Nur etwas an der Oberfläche herumfummeln kann jeder. Wir gehen den Dingen auf den Grund.“

Aus VerdenMichael Boomgarden

Die Junge Union im Landkreis Verden hat etwa 200 Mitglieder. Das ist der CDU-Jugendorganisation zu wenig. Wie also Interesse wecken? „Mit normalen Sprüchen wie Wir sind für mehr innere Sicherheit erreicht man in Zeiten von Big Brother keinen mehr“, sagt der Verdener JU-Vorsitzende Frederik D. Franz. „Da muss man sich ’was einfallen lassen.“ Der Kreisvorstand – drei junge Männer und vier junge Frauen –, diskutierte und „entschied sich einstimmig für einen echten Hingucker“ (Franz) als Werbebotschaft: Ein Flyer, auf der eine nur spärlich bekleidete Frau zu sehen ist, die mit ihren Zeigefingern in ihren Slip gleitet. Darunter die Botschaft: „Wir gehen tiefer.“ Wer im Internet auf das Fotomotiv klickt erfährt weitere Details, wie die JU in Verden Politik machen will: „Nur etwas an der Oberfläche herumfummeln kann jeder. Wir gehen den Dingen auf den Grund.“

Die Sozialpädagogin Christine Schröder von der Frauenberatungsstelle in der Allerstadt hält die Werbeaktivitäten der CDU-Jugendvereinigung schlicht für eine „Frechheit“. Es sei „frauenfeindlich, wenn Bilder transportiert werden, die Frauen als stetig benutzbar darstellen.“ Frauenfeindliche Aspekte kann der stellvertretende JU-Chef Carl-Thomas Hinrichs nicht erkennen. Er befragte im Vorfeld Bekannte und Freunde. „Die hielten das alle für durchaus in Ordnung.“

Der JU-Vorsitzende Franz will auch bisher noch keine negativen Stimmen vernommen haben. „Unsere vier Kolleginnen im Vorstand sind begeistert, sie finden den Flyer echt witzig.“ Seine Parteifreundin Annelie Meyer-Coordes, CDU-Ratsvorsitzende in Verden, hat über die provokante Werbeidee gar nicht gelacht. „Das ist nicht mein Niveau. Die Aktion ist plump und flach. Die Politik darf nicht alles mitmachen, was die Werbung vorschlägt.“ Auch Ratsfrau Gudrun Fischer zeigt wenig Verständnis für den eigenen politischen Nachwuchs. „Nicht ganz angemessen“ lautet das Urteil der Christdemokratin. „Ich hätte das so nicht gemacht.“

Noch deutlicher wird die Vorsitzende der Frauen Union in Niedersachsen, Eva Möllring, nachdem sie die Empörung der örtlichen Frauen Union vernommen hat. „Das ist infantil, nicht würdevoll und pupertär. Die JU in Verden sollte sich mit Politik befassen und keinen Unsinn verzapfen. Diese nicht würdevolle Reklame darf nicht auf Landesebene ausgedehnt werden.“ Entsprechende Gespräche will die Ehefrau des niedersächsischen Finanzministers führen.

JU-Chef Franz verteidigt die doppeldeutigen Botschaften. „In Zeiten, wo das Interesse an Politik abnimmt, haben wir uns bewusst für ein provokantes Motiv entschieden.“ Die Junge Union in Verden will nach eigenen Angaben konservative, liberale und christlich-soziale Strömungen vereinigen. Ihr Motto dabei ist: 50 Prozent Party und 50 Prozent Politik.“ Die Flyer, Auflage 5.000 Stück, sollen bei JU-Veranstaltungen, unter Freunden und Bekannten sowie in der Fußgängerzone verteilt werden.

Protest gegen die schlüpfrige Mitgliederwerbung und Diskussionen darüber will Franz möglicherweise politisch aufgreifen. „Man könnte eine Veranstaltung machen mit dem Thema Was ist Sexismus?