Glanz im Dunklen: Joan Baez im Stadtpark
: Die Frau mit der Gitarre

Wie wenig das Leben einer Stimme anhaben kann. Nach sechs Jahren Pause erschien vor etwa einem Jahr wieder ein neues Album von Joan Baez – und kaum etwas hat sich geändert: ihr immer währendes Suchen, das Ringen um Aktualität, der Wunsch, Zeugnis abzulegen, der präzise Sinn für die Schönheiten der Reduktion – all das ist noch heute in ihrer Musik.

Zehn Balladen interpretiert die Sängerin auf dem Album, das sie jetzt im Hamburger Stadtpark vorstellen wird. Allesamt Stücke jüngerer Songwriter wie etwa solche von Natalie Merchant oder „In My Time Of Need“ von Ryan Adams, denen sich die Folksängerin der 60er und 70er Jahre verbunden fühlt – genauso, wie sie in den frühen Sixties die Songs des jungen Bob Dylan in eine neue musikalische Form gegossen hat. Dark Chords On A Big Guitar ist ein treffender Titel für das Album, denn der Glanz im Dunklen zieht Baez bis heute magisch an. Ihre Musik schwingt zwischen düsterem Blues, expressivem Folk und verlorenem Death Country. Es ist eine romantische, verzweifelte Musik, getragen von einem Timbre, dessen ruheloses Vibrato seit mehr als 40 Jahren fasziniert.

Schöner klang Schreibblockade nie, denn tatsächlich hat die 1941 in Staten Island geborene Musikerin schon vor einiger Zeit ganz aufgehört, eigene Lieder zu schreiben: „Die stärksten Songs brauchen den geringsten Aufwand“, hat sie in einem Interview einmal gesagt. „Wenn so etwas wieder passiert, schreibe ich auch wieder.“ Bis dahin überlässt sie die Kompositionen den anderen. Und leiht ihnen ihre großartige Stimme.

Marc Peschke

Dienstag, 19.30 Uhr, Stadtpark